Rollenspiele, Röcke und Rohrstöcke
Irgendwann musste dieses Thema ja kommen – die Liebe als Rollenspiel. Die Krux: Nicht jeder spielt gerne – doch wer sich ganz in eine Rolle fügen kann, der hat auch etwas davon – die Lust daran, einmal jemand zu sein, der man nicht ist – aber gerne wäre.
Was haben die Partner vom Lustspiel mit den Rollen? Den Nutzen hat meist nur der Spieler, dem etwas zugefügt wird, gemeinhin auch „Sub“ genannt. Gewinner ist – immer und immer wieder das vermeintliche „Opfer“, sei es der Dichter, der sich einer Dame im Pelz unterwirft oder die Schriftstellerin, die jedes auch noch so grausame Ritual aushält, um dem Geliebten zu zeigen, wie stark sie ist.
„Im Spiel werden wir wieder Kinder“, sagen ja die Psychologen – und Kinder haben keine Eigenverantwortung. So ist es auch im Rollenspiel der Erwachsenen: Einmal keine Verantwortung tragen für das, was passiert – sich einfach gehen lassen.
Vor allem die erwachsenen Männer wollen mal wieder Kinder sein: einen Popovoll kriegen, weil sie unartig waren – den Rohrstock spüren, weil sie heimlich Pornos geguckt haben. Doch das ist noch längst nicht alles: Röcke, Damenunterwäsche, Lippenstifte – alles, was man zu Feminisierung braucht, sind wahnsinnig aktuell. „Strapon Dildos gehen weg wie warme Semmeln“, sagen die Leute im Pornoshop.
Frauen suchen in ihren Fantasien Abenteuer – und das wollen sie auch im Rollenspiel. In der Realität haben sie ja ihre gutherzigen Helden und kinderlieben Schlappschwänze – in der Fantasie aber wollen sie eher den Macho, der nicht lange fackelt. Gar nicht so einfach plötzlich den Schalter umzulegen, wie mir ein Mann verriet.
Ob nun Frau oder Mann – der Top-Spieler ist immer irgendwie angeschmiert. Denn während der Sub vor Schmerzvergnügen quietscht und sich in seinen Fantasien suhlt, muss er spielen, was er nicht ist und oft auch gar nicht sein will. Wir sind eben nicht alle Schauspieler.