Warum Weihnachten Kultur ist und nicht nur Religion
Da haben gerade einige ausgemachte Dummbacken behauptet, Weihnachten gehöre nicht zur deutschen Kultur, sondern zur christlichen Religion.
Wenn wir mal allein das Wort betrachten, dann stehen wir einmalig da: Es gibt etliche Abwandlungen von „Christfest“ oder „Geburtsfest“, dann natürlich das sattsam bekannte britische „Christmas“ und schließlich das nordische „Jul“ in vielen Variationen. Schon daraus ergibt sich, dass Weihnachten einmalig in der deutschen Kultur verankert ist – nur wie denn eigentlich?
– Einmal als christliches Fest – dazu kann Ihnen der Herr Pfarrer alles sagen, also warum ich?
– Dann als Familienfest mit Tannenbaum und Begegnungen zwischen den Generationen.
– Aber auch als Gabenfest mit Christkind, Weihnachtsmann und so weiter.
– Als wichtiges Umsatzereignis für den Einzelhandel – für manche Branchen eine Existenzfrage.
– Für besinnliche Menschen als Zeit zum Nachdenken, die sonst fehlt.
– Als Lichterfest, so wie es die nordischen Länder feiern, als „Jul“.
– Als Wintersonnenwende – das eigentliche Fest, das zu diesem Zeitpunkt anliegt.
– Als „geweihte Nächte“ (Wiehnachten), den „Raunächten“ ähnlich.
Das dürfte eigentlich reichen, um Weihnachten als Kulturereignis zu bewerten, oder etwa nicht?
Dabei kommen die Falschinformationen und Verblendungen sowohl von den extremen Atheisten wie auch von den christlichen Extremisten, die diktatorisch behaupten, es gäbe keine „geweihten Nächte“ und keine Wintersonnenwende, kein „Jul“ und keine Hoffnung auf die Rückkehr des Lichts.
Wikipedia lässt ja zu, dass Weihnachten ausschließlich von den christlichen Extremisten vereinnahmt wird, wenn es heißt:
Weihnachten, auch Weihnacht, Christfest oder Heiliger Christ genannt, ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Festtag ist der 25. Dezember, der Christtag, auch Hochfest der Geburt des Herrn.
Weihnachten ist aber nun mal eben – gefühlt wie tatsächlich – etwas ganz anderes, sonst wäre es ja nicht Weihnachten, sondern „Natal“ oder etwas Ähnliches. Wobei mir noch einmal die Formulierung „Hochfest der Geburt des Herrn“ die kleinen Nackenhaare zum Sträuben bringt – das ist nun wirklich extremistisch.
Ungeachtet dessen können selbstverständlich auch Nichtchristen (dem Sprachgebrauch der Kirche folgend also: Heiden) Weihnachten feiern – und das tun sie auch. Denn das bürgerliche Weihnachten als Lichter- und Begegnungsfest ist nun einmal in der Volksseele viel tiefer verankert als das Christentum.
Ich persönlich habe Weihnachten in Deutschland, Ungarn, Dänemark, Finnland und Südafrika (Sinifesela Ukhisimusi Omuhle!) gefeiert. Und ich kann Ihnen sagen: Es ist ein Stück Kultur – aber eben ein Stück unterschiedlicher Kultur.
Und was kann ich Ihnen noch sagen?
Genießen Sie die ruhigen Tage einfach, und wenn Sie jemanden zum Lieben haben, dann lieben Sie ihn. Und falls nicht? Dann verkuscheln Sie sich erst einmal im Federbett und suchen später nach jemandem, der sich dort auch wohlfühlt.