Wenn das mit dem Date geklappt hat …
Wenn das mit dem Date geklappt hat … dann beginnt etwas, was oft unterschätzt wird. Denn auf Biegen oder Brechen – die Beziehung muss verhandelt werden, wenn sie gelingen soll.
Falls bei ihnen jetzt die Jalousien heruntergehen, gehören sie entweder zu den Glücksspielern im Reich der Beziehungen oder aber zu den ewigen Verlierern. Denn die Beziehung wir immer verhandelt, ob Sie das nun wollen oder nicht – und auch unabhängig davon, ob Sie’s merken oder nicht. Verhandeln heißt, Vorschläge zu unterbreiten, sie anzunehmen oder abzulehnen und dann Gegenvorschläge zu unterbreiten: Von „wann und wie gehen wir ins Bett“ bis zu „wie verhalten wir uns eigentlich gegenüber unseren Eltern?“ Und das sind nur zwei Beispiele aus dem ganzen riesigen Topf.
Gegenwart und Zukunft in den Monaten eins bis sechs
Der Paartherapeut Christian Hemschemeier sagte kürzlich (1), Menschen in neuen Beziehungen sollten sollten sich nichts scheuen, Bedürfnisse anzumelden, dabei aber stets „locker und spielerisch“ bleiben. Wer diese Phase einmal (oder gar mehrfach) erlebt hat, wird feststellen:
1. Was in den ersten Monaten einer beginnenden Beziehung nicht ausgesprochen wird, bleibt lange unausgesprochen – möglicherweise für immer.
2. Was gleich nach dem Beginn der Beziehung vehement „eingeklagt“ wird, zerstört dien Aufbau der Beziehung. Planungen in den ersten Monaten („wann heiraten wird, wollen wir Kinder?“) sind absolut zu vermeiden.
Generell lässt sich sagen, dass die Liebe, unabhängig von ihrer möglichen Dauer, immer in der Gegenwart gelebt wird. Das heißt: Genießen Sie, was sie bekommen können, aber verfallen Sie nicht dem Liebeswahn.
Änderungen sind dreifache Chancen
Gehen Sie bitte immer davon aus, dass eine gute Beziehung bei Ihnen am meisten ändern wird, und dass dabei voraussichtlich Synergien entstehen werden. Das ist positiv, wenn sie akzeptieren, dass Änderungen Chancen bedeuten und wahrscheinlich keine Risiken darstellen.
Nach den Vorstellungen aus der Ökonomie, der Psychologie und der Kybernetik, die Sie berücksichtigen sollten, ändert sich damit dies:
1. Sie ändern sich. Sie betonen, entwickeln oder entdecken Stärken Ihrer Persönlichkeit und gewinnen dadurch. Ganz selbstverständlich geben Sie auch Kleinigkeiten auf. Am Ende gewinnen sie mehr als Sie verlieren.
2. Der Partner ändert sich. Er legt seine zu Anfang perfekte Fassade ab und wandelt sich zu einem ganz gewöhnlichen Menschen mit Stärken und Schwächen. Einige dieser Stärken sind nützlich für Sie, und einige Schwächen können Sie abfedern.
3. Es entsteht ein neues Gebilde, das „Wir“, das sich immer mehr mit Inhalten füllt. Wir denken, wir wollen, wir planen …
Wenn dies alles nach ungefähr drei Monaten noch immer bestens funktioniert, dann gehen Sie bitte endlich und ernsthaft eine wirklich feste Beziehung ein. Wenn nicht, sehen Sie zu, dass sie aus der Nummer wieder herauskommen. Viele Menschen neigend dazu, aus Mitleid oder wegen besonders schöner gemeinsamer Erlebnisse zusammenzubleiben, obgleich sie feststellen, dass sie nicht miteinander leben können. Am Ende wird die Trennung dann umso schmerzlicher.
Lust, Liebe und der Wunsch nach Zweisamkeit
Wenn Sie verliebt sein sollten, denken Sie daran, dass sich dieses Gefühl verflüchtigen wird. Falls Sie verliebt in die Verliebtheit sein sollten, akzeptieren Sie dies und vergessen Sie dann bitte Ihre Beziehungswünsche. Sie können entweder eine Beziehung eingehen oder eine Seriengeliebte werden. Beides hat gewisse Reize, aber Sie sollten sich vor dem 30. Lebensjahr entscheiden, welchen Weg Sie gehen möchten.
Versuchen Sie, zwischen (a) Lust, Sex und Verliebtheit einerseits und (b) Wohlfühlen, Geborgenheit und Liebe Unterschiede zu machen. Eine Beziehung führt von „A“ nach „B“. Das heißt nicht, dass Lust, Sex und Verliebtheit auswandern. Es heißt nur, dass Sie Beziehungen nicht dauerhaft auf „Flattergefühle“ aufbauen können.
(1) In der Leipziger Volkszeitung vom 17. November 2016