Online-Dating: Gewinner und Verlierer
Woran erkennen Sie, ob Sie Gewinner oder Verlierer bei der Partnersuche sind? Meine etwas schelmische Antwort: Wenn Sie besonders heftig umworben werden, dann ist sehr wahrscheinlich, dass Sie ein(e) Verlierer(in) sind.
Menschliche Verlierer an beiden Seiten des Sozialspektrums
Besonders heftig werden junge Männer umworben, die endlich mal „ran wollen an die tollen Frauen“ – von denen die „tollen Frauen“ aber nicht das Geringste wissen wollen. Dazu gehören nicht nur die Hartz-IV-Empfänger, sondern alle Männer mit eher bescheidenem Einkommen und angeschlagenen Biografien, aber sehr hohen Ansprüchen an die Partnerin. Sie sind insbesondere das Ziel von „Graumarktbetreibern“, die mit tollen Frauen werben, die allerdings nur als virtuelle Lockvögel existieren.
Als Verlierer gelten auch Frauen über 40 – und dort wieder ganz vorne die Töchter des Bildungsbooms, die sich akademische Berufe erkämpft haben, aber dennoch keine Partner finden. Auch sie werden hart umworben.
Im Bereich der über 70-Jährigen ist nach wie vor die Zeitungsanzeige aktuell – und hier existieren weitere Graumärkte, die sich vom Graumarkt im Online-Dating lediglich durch erheblich höhere Kosten unterscheiden.
Gewinner wollen keine Affentänzchen, sondern Partner
Wer sind die Gewinner? Da sind zunächst jene, denen Partnersuche wichtig ist, die aber nicht an unendlich vielen Affentänzchen teilnehmen wollen. Sie haben sich mittlerweile hauptsächlich auf die „Online Partnervermittler“ fokussiert, die wieder großen Zulauf haben. Dann finden wir Menschen, die auf sich gestellt bleiben wollen, aber deshalb nicht auf ein Sexualleben verzichten wollen. Inzwischen gehören zahllose Frauen dazu, von denen es in der neuesten Studie des Singlebörsen-Vergleichs heißt:
Frauen profitieren außerdem davon, dass mit der wachsenden Popularität von Casual-Dating und Seitensprung-Portalen vor allem durch die Berichterstattung in Frauenmagazinen die Suche nach rein erotischen Kontakten nicht mehr nur für Männer, sondern auch für sie zunehmend salonfähig wird.
Die deutlichsten Gewinner sind allerdings – jenseits aller Forschungen und Marktbetrachtungen – diejenigen, die wissen, was sie wollen, wen sie wollen und für was sie jemanden wollen. Ihre Online-Begegnungen enden oft in Ehen – und das ist wahrhaftig ein gutes Zeichen.
Aufstieg und Abstieg im Umsatz
Den deutlichsten Abstieg im Umsatz verzeichnen inzwischen die Portale, die auf „Kontaktanzeigen“ setzen: sie fielen 2015 auf den Tiefstand von 41 Millionen Euro – also auf etwa den gleichen Stand wie 2005. Rein statistisch haben sie an alle abgegeben: Online-Partervermitter einerseits, Causal-Dating-Agenturen andererseits. Und später dann auch noch an die sozialen Netzwerke, die erst ab 2012 einen bescheidenen Umsatzanteil von etwa 10 Mio. Euro erzielten, der inzwischen allerdings auf fast 36 Mio. Euro gestiegen ist.
Sieht man vom Umsatz ab, und nimmt stattdessen die monatlichen Benutzerzahlen, so ist der Abstieg ebenfalls deutlich zu erkennen. Nur noch 14 Prozent der Suchenden gingen tatsächlich über Internet-Kontaktbörsen, die „Singles allgemein“ ansprechen, während rund 16 Prozent bei Online-Partnervermittlern suchten und stolze 24 Prozent auf Casual-Dating-Portalen. Neben einigen wenigen Prozenten, die für Nischenanbieter übrig bleiben, grasten etwa 41 Prozent auf den zwar mageren, aber stets verfügbaren Weiden der sozialen Netzwerke.
Wer überlebt das Rennen?
Heute könnte man sagen: Irgendwer sucht immer irgendwen – und deshalb werden alle Sparten schon „irgendwie“ überleben. Doch mit jedem Tag wird deutlicher, dass sich der profitable Teil des Online-Datings dort abspielt, wo entweder die Ehe oder der schnelle Sex gesucht wird, während in die Wartesäle der Unentschlossenen immer weniger Mitglieder einziehen. Social Dating wird hingegen vom Mitnahme-Effekt beherrscht: Es kostet nicht viel oder gar nichts, und deshalb ist jedes dabei ergatterte Date ein Erfolg, selbst wenn es sich nicht lohnt.
Halten wir fest: Von Online-Prostitution bis zur seriösen Ehe, von Leer-Börsen mit Pappkameradinnen bis hin zum reichen Angebot der Online-Partervermittler gibt es alles, was angeblich zu Begegnungen und Beziehungen führen soll. Ob das tatsächlich so ist oder nicht, kann man beispielsweise beim Singlebörsen-Vergleich nachlesen.
Doch am Ende ist für den persönlichen Erfolg des Suchenden bei halbwegs seriösen Anbietern nicht das Portal verantwortlich, sondern ausschließlich die Person, die es betritt.
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(30. September 2016)