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Das Dilemma der Ehemakler und Partnervermittler – damals und heute

Der Beruf des Ehemaklers war durch viele Jahrhunderte – und ist bis heute – nicht besonders angesehen. Das liegt teils an den Maklern selber, denen die „schnelle Mark“ oft wichtiger war und bis heute ist, wenngleich wir nicht mehr in „Mark“ zahlen. Der Unterschied zwischen damals und heute liegt im Wesentlichen darin, dass man nicht mehr „Ehemakler“, sondern etwas modernisiert „Partnervermittler“ sagt. Der Konflikt zwischen „schnell ‘ne Mark machen“ und sich als „ehrlicher Makler“ zu erweisen, ist aber eine Tatsache. Die Gründe liegen einerseits im Geschäft des Maklers selbst, dessen Geschäftsgrundlagen für Partnersuchende relativ undurchsichtig sind, und andererseits im Charakter des Maklers oder seines Unternehmens.

Was passiert eigentlich bei Partnervermittlern?

Auch der ehrlichste und aufrichtigste Partnervermittler kommt an den Realitäten nicht vorbei: Zwischen den Wünschen, Träumen oder gar Ansprüchen seiner Kundinnen und Kunden und der Realität liegen Welten. Die wunderschöne junge Frau, anpassungsfähig und mit geringen Wünschen, parkettsicher und sexuell ausgesprochen bereitwillig, gibt es kaum – und schon gar nicht bei Partnervermittlern. Und den gut situieren Herrn über 50 mit gemachtem Nest, bestem Einkommen, Haaren auf dem Kopf und edlem Charakter? Den gibt es ebenfalls kaum. Tatsächlich verschärfen Partnervermittler diese Kluft zwischen dem Möglichen und den Wunschträumen noch dadurch, dass sie sich oftmals an die Enttäuschten wenden und ihnen den Himmel auf Erden versprechen.

Sind die Versprechen von Partnervermittlern haltbar?

Können sie ihre Versprechen einhalten? Natürlich nicht. Das Ganze geht rechnerisch nicht auf. Die wirklich nahezu problemlosen, mit wenig Vergangenheitsmüll behafteten jungen Frauen würden „weggehen wie warme Semmeln“, wenn es sie gäbe. Und die Herren über 50, ganz Gentleman, edel, hilfreich und mit Haaren auf dem Kopf? Die würden die Damen über 45 den Partnervermittlungen aus den Regalen reißen, wenn das möglich wäre. Und immer wieder wird mit Karteileichen geprotzt – Menschen, die im Prinzip längst aufgegeben haben, einen Partner zu finden.

Es gibt viele Methoden, wie Partnervermittler diesem Dilemma begegnen. Sind sie halbwegs ehrlich, so weisen sie darauf hin, dass ihre Kundinnen und Kunden gegebenenfalls Kompromisse eingehen müssen.

Sind sie etwas weniger ehrlich, so versuchen sie, die halbwegs schicken Exemplare eine Weile im Stall zu behalten, um möglichst vielen anderen Kunden zu ermöglichen, mit ihnen auszugehen. Und sind sie betrügerisch, so erfinden sie einfach Menschen, die Partner suchen. Und weil das Verfahren der Partnervermittlung rechnerisch, praktisch und emotional auch bei besten Absichten nicht aufgeht, bleibt immer ein Restsatz von Personen, die absolut unvermittelbar sind, obgleich sie weder schlecht aussehen noch unerfüllbare Wünsche haben.

Die Online-Sicht – ähnliche Methoden, aber mehr Transparenz

Heute soll sich alles verändert haben, meinen Sie? Da gäbe es doch Online-Partnervermittler? Tatsächlich hat sich etwas verändert: Die Datenbanken liegen offen oder sind jedenfalls nicht völlig gedeckelt, und ja nach Art der Vermittlung oder der Single-Börse ist wenigstens das Angebot der seriöseren Firmen transparent. Der neue Trick, der Partnerübereinstimmungstest, ist wissenschaftlich umstritten und rechnerisch ebenso fragwürdig. Das ließe sich leicht beweisen, wenn die Tests offengelegt würden – aber das verweigert man aus gutem Grund. Ich will Sie nicht langweilen, denn Sie wissen selber: Es gibt online wie offline Frauen und Männer, die sehr begehrt sind, und solche, die weniger begehrt sind. Und unabhängig von den viel diskutierten Match-Punkten werden diejenigen bevorzugt, die am attraktivsten sind. Dadurch ergeben sich neue Ungleichgewichte, die sich ähnlich auswirken wie früher. Und auch diesmal ist es nicht die Schuld der ehrlichen Betreiber: Online gelten am Ende die gleichen Bedingungen wie offline.

Was sich bei Singlebörsen nicht verändert hat, ist weiterhin mit Karteileichen zu werben, also Menschen, die sich als unvermittelbar erwiesen haben – und sogar mit solchen, die längst nicht mehr Mitglieder sind, es aber einmal waren. Und seit einiger Zeit haben sich Unternehmen dazu gesellt, de unter vielfältigen. Oft wechselnden Namen kaum oder gar keine aktiven Mitglieder haben – jedenfalls keine weiblichen. Sie arbeiten mit dem bekannten Prinzip, Männer anzulocken, die wegen Notgeilheit, Dummheit, Unfähigkeit oder Persönlichkeitsmängeln keine Frauen finden. Statt „Frauen“ hat man Chatbots und Lohnschreiber, die Profile am Reißbrett entwerfen. Klar ist das eine Täuschung – aber offenbar sehr profitabel, wie aus einer neuen Analyse des Singlebörsen-Vergleichs hervorgeht, von der ich Ihnen demnächst berichten werde.

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