Frösche müssen sich zeigen, um geküsst zu werden
Sehen Sie sich bitte das Bild an. Viele sehen darin nicht als die Entengrütze, die den Teich darunter im Sommer zuwächst. Nur wer genau hinsieht, entdeckt den Frosch.
Singles, die auf Partnersuche sind, sollten sich nicht tarnen – sie wollen ja gefunden werden, wenn sie schon nicht zugeben, in Wahrheit begehrlich zu suchen. Und um gefunden zu werden, muss man sich abheben von der grauen Masse, dem riesigen Pulk, in dem sich Tausende von Singles, Nicht-Singles und Graugestalten tummeln.
Die Tarnfarben der Kleidung – alle sehen gleich „gedeckt“ aus?
Menschen in „Tarnfarben“ sehe ich täglich: Das traurige Bild der Menschen über 60, die sich in schlampig in Grau, beige und schwarz kleiden, weil sie glauben, nicht mehr attraktiv zu sein. Wer sich mit der Kleidung „tarnt“, also der grauen Umgebung der Stadt anpasst, der wird kaum entdeckt. Wenn ich uns Männer so ansehe, dann denke ich oft: Ach, du lieber Schreck, tragen wir denn alle schwarze Traueranzüge oder bewusst schlampige Pferdehirtenkleidung, auch als „Bluejeans“ bekannt? Und dazu diese abscheulichen „lässigen“ T-Shirts? Und wie war das mit Sommerkleidern für Frauen? Ich bin gelegentlich im Vereinigten Königreich – und dort gibt es schicke Sommerkleider für Frauen, die in Deutschland geradezu sensationell auffallen würden.
Das Einheitsgemüt, der Einheitscharakter – alles nett oder was?
Natürlich geht es nicht nur um die Kleidung. Das uniforme Gemüt, die uniformen Sprüche und Hobbys, die stereotypen Verhaltensweisen. Und für das Online-Dating: die Profile, die einander ähneln. Nur nicht zeigen, dass man ein lebendiger Mensch ist, der neben vielen brillanten Eigenschaften und einige liebenswerte Kanten hat. Oder noch schlimmer: Kaufen Sie ich auf mein Gesicht hin – sehen Sie, wie geil ich gucken kann!
Erst geil gucken, dann gevögelt werden?
Gerade bei diesen Wisch-und-Weg-Apps können Sie inzwischen mit fast nichts mehr punkten als mit ihrer geil in die Kamera gehaltenen Fratze. Und weil das so ist, müssen Sie sich nicht wundern, wenn sie nur „gedatet“ werden, um gevögelt zu werden. Sorry für die Härte? Nein – es muss gesagt werden: je mehr Sie sich als Ware hervorheben, umso mehr regen Sie zum Konsum eben dieser „Ware“ an.
Tarnung aufheben – gibt es Gefahren?
Wobei ich nun bei dem Vorteil der Tarnung wäre und den Nachteilen, sich zu enttarnen. Sehen Sie, nur wenn Sie ein Frosch sind, bringt Ihnen die Tarnung etwas. Da Sie vermutlich eher kein Frosch sind, brauchen Sie Farbe auf Körper, Geist und Psyche. Dadurch – ich gebe es zu –werden Sie auch sichtbar für gefräßige Räuber. Doch Räuber suchen sich Opfer, die schwach auftreten – nicht solche, die Stärke zeigen. Wenn Sie mutig hinaustreten in die Welt, und den Menschen sagen: „Seht her, ich bin’s!“, dann schreckt dies die Räuber an und zieht die Prinzen an. Oder die Prinzessinnen.
Demaskierung – enttarnen Sie sich!
Also, für heute: Enttarnen Sie sich bitte mal. Machen Sie sich einzigartig und motzen sie Ihr Profil auf mit Einzigartigkeit. Dann besteht die Chance auf Küsse, und wenn’s nicht gleich beim ersten Mal ein Prinz ist – dann war’s wenigstens mal eine lustvolle Abwechslung vom grauen Alltag.
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