Zur Schau gestellte Gefühle – eher hinderlich
Leben ist nicht wie Kino. Schreien vor Glück, versinken in einem Tränenmeer oder sich verlieren in den Flammen der Lust – das überlassen Sie besser dem Puschenkino oder dem Groschenroman.
In der Liebe ist der „große Gefühlsausbruch“ nicht unbedingt angebracht. Ja, man kann sogar sagen, er soll oft dazu dienen, die wahren Gefühle zu verschleiern. Bei manchen Spielerinnen oder Spielerinnen riecht man ja bereits die Lunte, bevor die Gefühlsexplosionen inszeniert werden. Aber anderen gelingt es durchaus, den Duft sinnlicher Lüste zu verbreiten, während sie die „große Nummer“ zelebrieren – vom Date über das Bett bis zum nächsten Morgen.
Mancher (und manche) mag das sogar. Unter den Damen (da kenne ich mich besser aus) gibt es sogar schauspielerische Talente, die es allein deswegen tun, um zu beweisen, was für eine tolle Frau sie sind. Und sie sind froh, wenn sie dafür Anerkennung bekommen.
Tatsächlich gibt es Menschen, die aus jeder beliebigen Stimmungslage sofort in den „Präsentationsmodus“ umschalten können – aber sagen Sie doch bitte, wollen Sie das wirklich? Ich habe „ganz normale“ Frauen in Bars sitzen sehen, die es konnten, und es ist Voraussetzung, um den Beruf einer Escort-Dame auszuführen. Doch wie lange kann sie es tun? Bis die Batterie aufgebraucht ist, die die Fassade erhält?
Klar – jetzt können Sie sagen: Ach, „Sie kühler Teutscher“. Oder meinetwegen „Sie unterkühltes Nordlicht.“ Aber die Erfahrung lehrt doch, dass ein bisschen „Understatement“ besser wirkt. Wer große Erwartungen beim Date hat, weil die Partnerin oder der Partner am Tisch sitzt und strahlt wie ein Honigkuchenpferd, wird bald merken: eigentlich alles nur Teig mit Sirup, aber kein Honigkuchen. Auf der anderen Seite: Wenn unser Datingpartner erst nach und noch „rein menschlich“ oder auch nur erotisch interessant wird, dann vermuten wir, dass es noch viel mehr zu entdecken gibt.
Also: Große Auftritte, ausgestellte Persönlichkeiten oder mit Fassadenlächeln und Push-up-BHs aufgemotzte Erotik sind zweite Wahl. Es sei denn, Sie hätten vor, jemanden schnell ins Bett zu holen oder anderweitig zu übertölpeln.
Bild nach einer historischen Illustration.