Die Suche nach einem Partner – wofür und für wie lange?
Die Frage mag Ihnen nicht gefallen. Sie können aber leicht feststellen, dass eine der „renommierten“ Online-Partervermittlung ihr Hauptaugenmerk auf Frauen legt, die das suchen, was man „Langzeitbeziehungen“, dauerhafte Partnerschaften oder eben auch Ehen nennt. Fragt sich: Inwieweit ist es noch realistisch, dass die Mehrzahl der Frauen, die sich zu qualifiziertem Online-Dating entschließen, auch Ehen oder eheähnliche Beziehungen eingehen wollen?Kind, sieh zu, dass er dich heiratet?
Ohne auf Details einzugehen: Im Grunde hört sich heute manches, was Frauen geraten wird, immer noch an wie die Ermahnung einer 50-er-Jahre Mutter: „Kind, sieh zu, dass er dich heiratet.“ Eine Bekannte sagte mir neulich: „Was willst du denn, das ist eben das, was Frauen lesen wollen.“ Nun ist mir bewusst, dass selbst weibliche Spitzenkräfte in der Datenverarbeitung heimliche romantsche Träume haben. Einige wünschen sich gar, nach einiger Zeit im Beruf doch noch eine Art Hausfrau zu werden – nicht wie früher als „Heimchen am Herd“ , aber eben doch ohne den Druck der ständigen Berufstätigkeit.
Illusionen von Frauen für Frauen
Soweit die Illusion, die von Frauen für Frauen aufbereitet wird, um sie möglichst von der Realität abzulenken. Einmal in das Rattenrennen täglicher Verantwortung für Menschen, Termine und Kosten und eingebunden, ist der Weg zurück in die Idylle der Romantik so gut wie ausgeschlossen. Es gibt Wege, dennoch mit einem Partner glücklich zu werden– aber sie sind hart und fordern Konsequenzen. Die allerdings werden gerne verschwiegen: Wer sein Glück sucht, muss zumeist einen Preis dafür zahlen, und weil das zu hart ist, um öffentlich verkündet zu werden, wird insbesondere Frauen suggeriert: „Ach, es geht auch ohne Konsequenzen.“
Vielen Menschen dürfte entgangen sein, warum wir heute Partner suchen. Zu den Varianten gehört natürlich die Ehe, die „Langzeitbeziehung“ oder eine lange, schöne Partnerschaft. Aber dazu gehören mittlerweile eben auch ONS, Beziehungen auf Zeit und Beziehungen, die nur bestimmte Ziele verfolgen.
Vom Lebensabschnittspartner über die Affäre bis zum ONS – alles ist möglich
Als positiv gilt dabei noch, wenn wir (Frauen wie Männer) einen Partner für einen Lebensabschnitt suchen. Das ließe sich immerhin damit begründen, dass sich die Lebensumstände verändern – jedenfalls im Nachhinein. Noch in den 1960er Jahren galt als völlig unmöglich, dass sich die Lebensentwürfe einer verheirateten Frau jemals ändern würden, aber bereits in den 1980er Jahren wurde dies zur Realität. Frauen trennten sich, um sich von den fesseln der Ehe zu befreien und an ihrer Selbstverwirklichung zu arbeiten – oft ziellos. Doch was damals eher eine Modeerscheinung war, ist heute eine Folge der Berufstätigkeit: Frauen werden Karrieren angeboten, die das Leben verändern, und das kann für die Ehe Konsequenzen haben.
Von Männern war man dergleichen gewohnt – nicht nur durch die zahllosen Versetzungen und Reisen, die man Führungskräften abverlangte. Oftmals reichte schon eine flüchtige Begegnung mit einer jüngeren Frau, um einen neuen Lebensabschnitt einzuleiten. Die bisherige Ehefrau blieb und grämte sich – das ist übrigens bis heute so.
Beziehungen auf Zeit – viel Lust, wenig Alltag, kaum Zukunft
Beziehungen auf Zeit entstehen, wenn Menschen im Grunde genommen keinen Partner benötigen, um durchs Leben zu gehen. Oder wenn sie glauben, für die Anforderungen an eine dauerhafte Partnerschaft nicht geschaffen zu sein.
Und so wünschen sich eben auch viele Frauen Beziehungen für die Zeit, in der Sie beispielsweise geschäftlich in Dänemark, Südafrika oder Kanada sind. Oder für einen schönen Urlaub, oder aber auch, um in einer unvorhergesehenen Projektverschiebung mal richtig die Sau herauszulassen. Für solche Zeiten werden von Frauen meist feste, auch wirklich romantische und intensive Beziehungen gesucht, von denen dennoch klar ist, dass sie irgendwann einmal enden oder sich wandeln.
Die Illusion für eine Nacht – und selten länger
Machen wir uns nichts vor – viele Frauen lieben es, nach einem stressigen Arbeitstag irgendwo hingehen zu können, wo es garantiert jemanden gibt, der „nett“ ist, aber keine Fragen stellt. Und dazu nutzen Frauen eben auch Dates, sogar „seriöse Dates“, denn es ist für kaum jemanden „unseriös“, sich die eigenen Bedürfnisse erfüllen zu lassen. Vielleicht sollte man sich vor Augen führen, dass es für Frauen einen einfachen Weg gibt, solche Beziehungen einzugehen: Sich verfügbar zu machen. Und Dates sind eine ganz hervorragende Basis dafür.
Ist Ehrlichkeit angebracht, wenn es um die Illusion geht?
Es gab Zeiten, in denen man Männer bezichtigte, sie würden Frauen ins Bett locken, nachdem sie ihnen eine Beziehung versprochen hatten. Und erst kürzlich blies eine Frau die Backen dick auf, indem sie sagte, sie habe ja nichts dagegen, wenn Männer Frauen ausschließlich fürs Bett suchten, aber dann möchten Sie dies doch bitte laut und deutlich sagen.
Wenn ich diesen Satz einmal umkehre in „Frauen sollten doch bitte laut und deutlich sagen, wenn sie alles schon so vorbereitet haben, dass sie mit uns im Bett landen“, dann würde ich ein müdes Lächeln ernten. Nicht von den Männern, sondern von den Frauen, die alles dazu getan haben, verführerisch zu wirken und Illusionen aufzubauen, um sich eine schöne Liebesnacht zu schenken. Oder klipp und klar: Warum eigentlich sollte die Frau, die nur an diesem einen Tag wirklich Zeit und Lust hat, sich die Illusion selbst zerstören, indem sie dem Mann sagt: „Du bist nur zum Vögeln eingeplant?“
Absolute Ehrlichkeit ist bei der Lust gar nicht gefragt
Ja, ich weiß, da wäre die „absolute Ehrlichkeit“, diese wahnsinnig tolle Tugend, von der alle sprechen, wenn gerade Sonntag ist und man sich selbst als gut und edel heraushängen lassen kann. Ansonsten brauchen wir in Liebe, Lust und Leidenschaft einen Funken Illusion und Verblendung. Die Natur selbst ist bei der Liebe nicht „ehrlich“, sondern eine Gauklerin – und das ist eine Tatsache, der sich niemand verschließen kann.
Schlecht für eine Beziehung gut für eine Affäre?
Und jenseits von Ehrlichkeit und Lüge gibt es eine menschliche Eigenschaft, die in manche Betonköpfe einfach nicht hineingeht: die Absichtsänderung. Schon mancher Köchin wird es so gegangen sein: Wenn es partout keinen Seeteufel zu kaufen gab, dann tat es auch Zuchtlachs. Und falls der Herr oder die Dame beim Date aus vielerlei Gründen ungeeignet für eine Beziehung erschien, aber eine überzeugende erotische Ausstrahlung hatte, dann gab es den Weg ins Bett. Das ist nicht einmal unklug: Lieber ein überzeugendes feuchtes Spiel mit dem Richtigen oder der Richtigen für „so etwas“ statt einer „ewigen“ Bindung an den die Falschen oder Falschen für eine Beziehung.
Das alles ist ganz gewöhnlich, völlig menschlich und keinesfalls verwerflich. Und wem es so vorkommt, der mag daran denken, dass auch in der Blüte der Jugend nicht jede lustvolle Nacht darin endete, dass man den Jüngling oder die junge Frau gleich den Eltern vorstellte. Es gibt sie einfach, die reine Lust.