Das Harmoniegedudel ist eine Schnulze
Psychologen und Sozialwissenschaftler haben eines gemeinsam: Sie können nicht wirklich feststellen, wie Menschen denken, fühlen und handeln – und also versuchen sie, die Dinge simpler zu machen: hier ein Schuhkästchen, dort ein Schuhkästchen. Jemanden in beide Schuhkästchen zu packen, ist nicht erlaubt. Was übrig bleibt? Wenig Ergebnisse, viele Interpretationen. Beispiele dafür nennt die Quelle (die alles positiv interpretiert). Die Wahrheit? Eine Harmonieschnulze.
Erstens: gleiche Gesinnung und gleiche Werte?
Gesinnung und Werte sind erstens nicht wirklich messbar, und zweitens wandeln sie sich im Laufe des Lebens. Die eher verborgenen Werte und Grundlagen, die wir durch Vererbung und Erziehung, aber auch durch das Abschauen in unserer sozialen Umgebung erlernt haben, sind das, was eigentlich zählt.
Zweitens:gleiche Gefühlsreaktionen?
Kein noch so ausgefeilter Partnertest kann Gefühlslagen, Gefühlsreaktionen oder Gefühlsänderungen wirklich voraussagen. Von „gleicher Gefühlslage“ zu sprechen, ist eine psychologische Unverfrorenheit an sich – es würde bedingen, dass man die Gefühle tatsächlich nachvollziehen kann.
Drittens: gleiches Handeln aus gleichem Fühlen?
Angeblich soll ein „gleiches Handeln“ aus dem „gleichen Fühlen“ entstehen. Hier ergibt sich aus der vorher gestellten Frage, wie blödsinnig die Behauptungen sind. Gerades das gemeinsame Handeln, die Reaktionen als paar auf andere, die Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeit, müssen von Paaren erst erlernt werden. Dazu hilft freilich, wenn beide aus ähnlichen sozialen Umgebungen kommen und gleiche Ziele haben. Kaum ein Paar, das sich positiv entwickelt (und das heißt: aneinander zu lernen) wird diese Entwicklung auf „Gefühlsharmonie“ zurückführen.
Mein Fazit: alles kalter Kaffee. Das Harmoniegedudel ist eine Schnulze – echte Harmonie zeigt sich in der Kraft, aus der summe der Erfahrungen in Kindheit und Jugend das Leben zu meistern – so oder so.