Speed-Dating – was es ist und warum es nicht funktioniert
Was ist eigentlich diese merkwürdig Sache, die jetzt in aller Munde ist – „Speed Dating“, auch Speeddating oder Speed-Dating geschrieben?
Es ist ein Kommunikationsspiel. Nach dem Online-Lexikon Wikipedia soll es Rabbi Yaacov Deyo erfunden haben, um Menschen jüdischen Glaubens schneller zusammenzubringen, als dies üblicherweise geschieht.
Was passiert beim Speed-Dating? Nun, man braucht die gleiche Anzahl weiblicher und männlicher Interessenten – meist werden sieben bis maximal zehn Teilnehmer je Geschlecht gewählt – mehr ist technisch kaum machbar. Ziel ist, dass jeder Teilnehmer die gleiche Chance hat, jeden anderen Teilnehmer des anderen Geschlechts kennen zu lernen. Dazu stehen meist etwa drei bis maximal zehn Minuten zur Verfügung – um alle Teilnehmer kennen zu lernen, benötigt man also etwa zwischen einer halben Stunde und zwei Stunden. Das Wechselspiel überwacht eine Moderatorin oder ein Moderator, der nach der vereinbarten Zeit das „Weiterrücken“ befiehlt. Nach jeder dieser kurzen Kontakte müssen die Teilnehmer sofort beurteilen, wen sie gerne wiedersehen würden und wen nicht. Diese Wünsche werden auf Formblätter übertragen, die am Ende der Veranstaltungen eingesammelt und ausgewertet werden. Das Ergebnis bekommen die Teilnehmer dann am folgenden Tag per Email zugesandt.
Aus der Sicht des Kommunikationsexperten gibt es zunächst einen Vorteil: Nach etwa einer Minute, bestimmt aber nach sieben Minuten, kann man beurteilen, ob die „Chemie“ mit dem Anderen stimmen könnte – allerdings lässt die Fähigkeit zur „spontanen“ Beurteilung nach, wenn sehr viele „Kandidaten“ aufeinander folgen – und dies noch in extrem kurzen Abständen. Das bedeutet, dass die Wahrnehmung beim ersten Partner noch spontan ist, sich dann aber durch Gewöhnung abschwächt. Zudem verwischen sich die Eindrücke, die man gewonnen hat, sehr schnell wieder – man vergisst schlichtweg, wer besonders attraktiv war.
Die angeblichen „wissenschaftlichen“ Studien zum Speeddating sind zumeist das Papier nicht wert, weil Speeddating nicht unter Laborbedingungen nachvollzogen werden kann – es findet mitten in der Wirklichkeit statt und ist damit allen Arten von Störungen ausgesetzt. Letztendlich muss man es als ein Spiel unter Erwachsenen ansehen – mit all den Vor- und Nachteilen, die solche Spiele haben.
Die Notwendigkeit, zu einem bestimmten Zeitpunkt stets „paarige“ Gruppen zusammenzubringen, zwingt die Veranstalter zudem, ein paar Asse im Ärmel zu haben – also Joker, die kurzfristig einspringen können, wenn die Sache nicht aufgeht. Erfahrene Speed-Dating Teilnehmer halten sich ohnehin nie an die vorgegebenen Regeln: Sie versuchen, mit den Partnern, bei denen die „Chemie“ besonders gut stimmte, sofort Kontakt aufzunehmen.