Ein Raum für die Liebe – mehr Lust im Mai
Sagen Sie nur, was kann man über die Liebe bei „i“ schreiben? Nachdem ich ziemlich alle Lexika durchsucht hatte, und „Impotenz“ und „Inzest“ nicht gerade so toll fand, kam mir die Erleuchtung: Die „Infirmerie“ – das könnte es sein.
Sie wissen nicht, was das ist? Kommt aus dem französischen – und da aus dem Puff. Eigentlich heißt das Wort ja „Krankenstation“, aber es war ein Zimmer im Bordell, das dazu benutzt wurde, den Freiern extreme Liebesreize zu geben, damit sie wieder „aufgestachelt“ wurden – heißt eigentlich. Damit ihr Ständer wieder hochkam.
Also – ich denke dabei ein Ihre Schlafzimmer. Alles Ikea? Oder als stilvoll, weiß, blitzsauber? Kein Wunder, dass dort keine Liebe mehr stattfindet. Ich sage Ihnen gleich – wenn sie gerade ein Häuschen bauen – planen sie einen Liebesraum ein, wenn Sie Angst haben, dass die Schwiegermutter vor Entsetzen flieht, wenn sie jetzt ihr Schlafzimmer renovieren – nämlich so, dass es sie aufgeilt. Wirklich.
Zu einer richtigen „Infirmerie“ gehört vor allem: Puffbeleuchtung, also rote oder altrosa Lampenschirme, ein Bett mit Pfosten und ein Utensilienschrank. Wer das Geld hat, kann den Raum mit roten Seidenstoffen (aus Indien) ausschlagen lassen, sich obszöne Gemälde und Skulpturen kaufen und ein paar Bücher zur Anregung auf dem Nachttisch drapieren. Spiegel sind Geschmackssache. In Schlafzimmern stören sie meist, in Liebeszimmern aber tun sie gute Dienste.
Frauen werden solche Räume auch nutzen wollen, wenn sie allein sind – also lohnt der Einbau auch, wenn kein Liebhaber (oder keine Liebhaberin) in Sicht ist. Ein bisschen Duft, Seide und Fantasie und eine kleine Sammlung von Dildos reichen zumeist – und die erotischen Lieblingsbücher, vielleicht „Emmanuelle“ oder „die Geschichte der O“ – je nach Geschmack.
Männer lieben es, in verführerische Räume mit verführerischen Frauen zu kommen – also ziehen Sie an, was er mag, und wenn es Pelzjacken und Stiefel sind und sonst nichts. Es kommt nicht darauf an, was ihre Nachbarin oder Kollegin darüber denkt, sondern ob sie hinterher bekommen, was Sie wollen. Männer haben außerdem manche Wünsche, die sie Frauen nicht sagen – in einer Infirmerie aber fällt es ihnen manchmal leichter. Sie werden sich wundern, was er alles gerne hätte, aber nicht bekommt – ich will hier nicht zu viel verraten, aber ins Schränkchen gehört, was auch schon im alten Frankreich half: Es müssen nicht „parfümierte Stechginsterruten“ sein – eine Lederklatsche tut es auch.
Für den Alltag kann man auch eines dieser Puritanerschlafzimmer aus dem Möbelhaus ein bisschen umwandeln: Oft reichen schon ein bisschen rotes Licht, schöne Düfte – und die Instrumente der Liebe können ja in einer geheimnisvollen Schatulle sein, die ansonsten im Kleiderschrank kindersicher versteckt wird.