Maske runter: die Maschine als Partnervermittler
Der Internet-Partnervermittler braucht vor allem einen Persönlichkeitstest, aufgrund dessen dann die Übereinstimmung mit anderen Mitgliedern festgestellt werden kann. So einen Test zu entwickeln und zu verfeinern, kann teuer sein – deshalb ist das Eintrittsgeld bei den Vermittlern meist ein bisschen höher.
Da stehen sie nun, die potenziellen Kunden und betrachten voller Ehrfurcht die Webseite. Kapazitäten hätten die Tests ausgearbeitet, Universitäten seien beteiligt, die Wissenschaftlichkeit sei erwiesen. Letzteres kann man glauben oder auch nicht.
Wenn Sie Kunde geworden sind und bezahlt haben, passiert vor allem dies: Ein Computerprogramm sucht einerseits nach den Ergebnissen des Verträglichkeitstests, andererseits aber auch nach ihren Wünschen Menschen heraus, die „zu Ihnen passen“ – nach einer Logik, die Ihnen erst gar nicht offen gelegt wird: Betriebsgeheimnis. So kommt es denn, dass Blumenverkäuferin und Fachärztin zu Ihnen passen könnten – weil Kollege Computer festgestellt hat, dass die „Chemie“ bei beiden stimmt – zumindest bis zu einem gewissen Prozentsatz – und nach den Regeln des Computerprogramms. Die Partnerin oder der Partner, der zu Ihnen passt, passt natürlich auch noch zu vielen anderen Menschen – wie oft er vorgeschlagen wird und wo die Grenzen für die Übereinstimmung liegen, gehört ebenfalls in den Kreis der Geheimnisse, die Kamerad Computer vor den Kunden verbirgt – und diese Daten und Fakten gelangen auch nicht an die Öffentlichkeit.
Die Intelligenz, die man in das Partnerübereinstimmungsprogramm hineingelegt hat, wird von der Dummheit des Computers oft wieder gefressen: Gut würde die schöne 39-jährige Apothekerin aus W. passen – doch die wird Ihnen nicht angeboten, weil Sie 26 Kilometer von Ihrem Wohnort entfernt wohnt und Sie nur 25 km als Grenze angegeben haben. Entsprechende Beispiele gibt es zuhauf. Schwer hat es auch, wer in einem anspruchsvollen Beruf arbeitet, aber eine relativ schlechte Schulbildung hat – dies kann zur Abwertung führen. Auch dies ist zu beachten: Simple Charaktere haben weitaus mehr Chancen als Menschen, die komplexe Persönlichkeitseigenschaften haben – und gerade bei ihnen versagt dann auch das „Matching“ oftmals.
Abhilfe gibt es allerdings: Wer den Werbeaussagen nicht glaubt, dass der Computer schon den Partner finden würde und sich selbst auf die Suche macht, hat mehr Chancen – und er überwindet dann eben auch die 25-Kilometer-Grenze, um die schöne Apothekerin kennen zu lernen.