Warum Jamie-Lee Kriewitz kein Vorbild ist
Was können die Damen, die in jungen (oder auch nicht mehr ganz so jungen) Jahren den besten Platz am Heiratsmarkt ergattern wollen, eigentlich von Jamie-Lee Kriewitz lernen?
Bestimmt nicht, dass man singen können muss. Aber ernsthaft: Etwas kann man schon von ihr für die Partnersuche lernen, und es ist zugegebenermaßen nicht sehr positiv für Frau Kriewitz: Ihre Maske kann noch so extravagant sein, es zählt am Ende nur, was dahinter ist.
Nicht „als etwas gelten wollen“, sonder etwas sein
Oh, so ist das also? Ja, so ist es – jedenfalls bei der Partnersuche. Wer sich zu sehr als „etwas“ herausputzt, das sich mit Schlagworten belegen lässt, hinter dem erkennt man die Person nicht mehr. Und wenn man hinter der Maske die Person nicht erkennen kann, dann ist es aussichtslos, damit im Leben zu punkten.
Ich will nicht ins Detail gehen. Aber wenn sich eine Person als Kunstobjekt im Manga-Look zeigt, dann nehmen die Menschen eben größtenteils an, dass es sich auch bei der Person um ein Kunstobjekt handelt. Ebenso übertrieben waren die Äußerungen darüber, sich vegan zu ernähren und Kleider zu tragen, in denen kein Fitzelchen Tierkleid verarbeitet wurde. Wer so etwas herausstellt, ist ein Propagandist von Ideen, die gut sein mögen. Aber niemand will sich mit Propagandisten treffen – egal, ob sie Staubsauer oder Ideologien verkaufen.
Nichts falsch machen reicht bei Weitem nicht aus
Dieser Tage wiederkäuen nahezu alle Zeitungen den Satz „Jamie-Lee hat alles richtig gemacht.“ Oder „Jamie-Lee hat nichts falsch gemacht“. Doch es kommt im Leben äußerst selten darauf an, ob jemand „alles richtig“ macht oder „nichts falsch macht.
Projizieren wir das ganze Desaster doch mal auf eine partnersuchende Frau. Wenn sie zum Date geht, kommt es wirklich nicht die Bohne darauf an, ob sie „alles richtig“ macht oder „nichts falsch“ macht, sondern darauf, in welcher Weise sie den Partner von sich überzeugt. Und da wird schnell klar: Jemanden zu überzeugen, ist eine Kunst, die jenseits alle Klischees liegt, und dazu benötigt man eine Brücke, die nur mit der Kraft der Persönlichkeit aufgebaut werden kann.
Was können wir also aus den Klischees und aufgepappten Etiketten lernen?
Wirklich nur eines: Sich nicht als ein Idol, ein Ideal oder eine Kunstfigur darzustellen. Das heißt: nicht in erster Linie als Manga-Fanatikerin, Veganerin, Programmiererin, Traumfrau, Strapsträgerin, oder was es sonst noch an Etiketten geben mag.
Wer beim Date „auf dem Stuhl gegenüber“ sitzt, sitzt dort in erster Linie als Person, sowie auch der jeweils andere dort nur mit seiner Person vertreten ist. Und nur darauf kommt es an.