Warnung vor Small Talk bei Dates
In ICON lesen wir diese Woche einen Dialog, den es hoffentlich so niemals gibt. Zwei Menschen, möglicherweise voller Angst, sich wirklich aufeinander einzulassen, möglicherweise aber auch zwei kommunikationsunfähige Singles, sitzen am Tisch.
Die Autorin schreibt auf, was sie sagen und dabei möglicherweise denken.
Dabei geht der Mann doch ganz richtig vor, oder doch nicht? (Zitat, auszugsweise)
«Er sagt: „Und sonst, wie war so deine Woche?“
Er denkt: Hübsch sieht sie heute aus. Aber ich will nicht so rumschleimen, hört sie bestimmt dauernd.
Sie sagt: „Ach, alles ganz okay. Und bei dir?“
Sie denkt: Er hat den ganzen Abend noch nichts Nettes gesagt. Ob es ihm mit mir überhaupt gefällt? »
Abgesehen von den unglaubwürdigen Gedanken im Hintergrund – was macht der Mann falsch? Stelle er nicht die richtige Frage, nämliche eine offene Frage? „Und sonst, wie war so deine Woche?“
Was der Mann wirklich falsch macht
Reden wir Tacheles, Freunde: Wichtige Sätze fangen nicht mit „Und sonst“ an, und das „so“ wertet das „wie“ ab, das ohnehin nicht in eine Einleitung gehört. Denn dann klingt alles so banal wie der Satz: „Wie geht es dir?“
Der junge Mann hätte besser gefragt: „Was hast du letzte Woche erlebt?“
Die Frau weigert sich, offen zu kommunizieren
Die Frau lassen wir besser auch nicht ungeschoren davonkommen. Sie wehrt ab. Wer „alles Okay“ sagt, will keinen Dialog, und die Gegenfrage kommt viel zu schnell. Also: Entweder die Frau ist ein Kommunikationskrüppel oder nicht interessiert.
Der Rest ist eins schrecklicher Small Talk, der aus einem Buch „Der sicher Weg zu versagen“ kommen könnte. Und das Beispiel zeigt, dass schlechte Kommunikation nur dann entsteht, wenn beide lustlos oder unfähig sind.
Was sich die ICON-Redakteurin Nicola Erdmann dabei gedacht hat, weiß ich nicht, aber: Der Dialog ist weder typisch für ein „zweites oder drittes Date“ noch ist das Problem, dass sich keiner zu sagen traut, was er wirklich denkt. Das eigentlich Probleme besteht darin, dass beide nicht versuchen, das Gespräch auf das Private, das Persönliche zu lenken – denn erst dann kann man auf Gefühle zu sprechen kommen.