Klare Wortwahl bei bezahltem Sex? CDU, Pfarrer und Huren sind dagegen
Stuttgart ist erneut in Aufruhr wegen eines Sex-Themas – eigentlich ja nichts Besonderes. Aber diesmal verbünden sich Gegner aus dem Edelmenschenmilieu mit der CDU und einem Sexualarbeiterinnenverband.
Stein des Anstoßes sind zwei Kampagnen: „Nutten sind Menschen“ und „Die Würde des Menschen ist auch beim Ficken unantastbar.“ Beide Aussagen sind eingängig und treffen genau das, was gemeint ist: „Achte den Menschen, auch wenn er sich prostituiert.“
Doch ein Pfarrer stößt sich am Wort „ficken“, das nicht nur im Schwabenland das übliche Wort für „Geschlechtsverkehr“ ist. Dem Mann zu Ehren muss gesagt werden: Er findet die Kampagne an sich positiv, das Wort hingegen unangebracht. Die Suche nach einem passenden Wort zeigt aber: Wir haben einfach kein Wort dafür, das öffentlich akzeptiert wird, und „vögeln“, das an sich sehr vornehm ist, würde den gleichen Missklang im Schwabenschädel erzeugen.
Ausgerechnet die Damen der Branche, aber auch die CDU stören sich hingegen am Slogan „Nutten sind Menschen“. Was etwas verwundert, denn im Männerjargon ist gerade die billige Prostituierte, die von den Discount-Freiern bevorzugt wird, immer eine Nutte. Würde man den Slogan ändern auf „Prostituierte sind Menschen“, so würden sich die Freier, die den „schnellen Stich“ suchen, gar nicht betroffen fühlen.
Die gesamte Diskussion zeigt vor allem eins: Das Volk ist auf eine pointierte Diskussion über die Branche gar nicht eingestellt, sondern mäkelt an Marginalien herum.
Die Stuttgarter sollten eher nicht maulen, sondern genau hinschauen, zu welcher Hure sie gehen. Denn das ist das Ziel der Kampagne.
Hintergrundinformationen: Stuttgarter Zeitung.