Selbstkontrolle – Garantie für beste Ehen?
Brigitte weiß es von PhD. Jeremey Nicholson, und der wiederum weiß es aus den Extrakten von vier wissenschaftlichen Arbeiten. Diese wiederum basieren auf Studien, die „Selbstkontrolle“ als wichtigsten Faktor für Treue, Pflichtbewusstsein und Problemlösungskompetenz ermittelt haben – und damit, so jedenfalls Brigitte, käme es „wirklich an“, wenn eine Frau einen guten Ehemann suchen würde. Zwar sagt Mr. Nicholson dies für beide Geschlechter, aber schließlich ist Brigitte eine Frauenzeitschrift, nicht wahr?
Nun, und dann lesen wir, wie frau einen Mann erkennt, der „Selbstkontrolle“ sein Eigen nennt: Er ist vor allem aufmerksam. Man mag sich fragen, was „Selbstkontrolle“ mit „Aufmerksamkeit für andere“ zu tun hat, aber das wissen wahrscheinlich nur die Seelenklempner, die’s geschrieben haben.
Dazu käme noch die Fähigkeit, Pläne zu machen und diese dann auch noch konsequent zu verfolgen.
Na fein – die eigenen Pläne? Gemeinsame Pläne? Ich will den Damen und Herren Seelenklempner ja nicht gerade die Petersilie verhageln: Aber würde „man“ dazu nicht eine Art Ehesklavin benötigen, die ihrem Herrn und Meister auf jedem beliebigen Weg folgt? Oder einen ebenso sklavischen „trailing Husband“?
Man kann über Psychologen sagen, was man will – jedenfalls sind sie erfinderisch, wenn es darum geht, Behauptungen aufgrund von fragwürdigen Beobachtungen aufzustellen. Oder wenn sie aus irgendeinem Gewäsch über Persönlichkeitseigenschaften ihre ungenießbaren Eintöpfe zusammenkochen. Und die Brigitte – die glaubt’s sowieso, weil es ja in „Psychology Today“ stand.
Klar: Es ist nicht alles nur „Liebe“. Haben wir begriffen. Aber es ist auch nicht alles „Selbstkontrolle“. Irgendwie, so habe ich den Verdacht, gehört zum Menschsein etwas mehr als das, was die Psychoprediger davon wissen.
Quellen: Brigitte, Frauenzeitschrift, Psychology Today, Blog.