Die Knoten in uns
Wenn wir wollen, können wir alles, was andere als „Konflikte“ Bezeichnen, auch „Knoten“ nennen. Unser Vorfahren, die noch unzter dem moralisierenden Joch der Kirche zu leiden hatten, glaubten ernsthaft, es gebe nur die Wegweisung Gottes und die des Teufels. Hätte damals jemand gesagt, dass es sich nicht um „Gut“ und „Böse“ handele, sondern um „Gut gegen Gut“, so wäre er wahrscheinlich auf dem Scheiterhaufen gelandet.
Der Knoten steckt tief in uns. Unser Selbst ist nicht, wie viele meinen, eine feste, wehrhafte Burg. Noch heute wehren sich namhafte Psychologen gegen die Meinung, das Selbst sei in sich nicht stabil, sondern verändere sich ständig. Frage zurück: „Wie kann ein dynamisches System überleben, wenn es sich nicht verändert?“ Sie sehen: Selbst der Begriff „Veränderung“ ist so schwach definiert, dass die Psychologie ihn benutzen und verwerfen kann, wie sie will.
Nein, unser Selbst ist eine fragile Konstruktion von eignen Gnaden. Es muss, will es überleben, beständige Teile und dynamische Teile in sich vereinen. Mal muss es sich der Situation anpassen, mal muss es die Situation beherrschen. Mal kann es das Erlernte rückhaltlos anwenden, mal muss es nachlernen. Ich kenne kein „Selbst“, das in modernen westlichen Paarbeziehungen dasteht wie ein Kriegermonument.
Unser Selbst ist zerstörbar. Es kann durch bestimmte Psychotricks, Gehirnwäsche, Gruppendruck, Strafe, Erniedrigung, Entwürdigung oder Folter zeitweilig ausgelöscht oder extrem umgebaut werden. Das nur für diejenigen, die meinen, das Selbst sei unveränderlich.
Die Knoten im Selbst entstehen dadurch, dass ein Bedürfnis sich mit einem andren kreuzt. Es müssen nicht immer die deutschen „Zwei Seelen“ sein, die „ach in unserer Brust“ wohnen. Es reicht völlig, wenn sich das Wort der Mutter: „Kind das tut man aber nicht“ mit dem Wunsch kreuzt: „Aber ich will in dieser Welt mehr als in Würde altern.“
Die Knoten hindern uns. Sie müssen etwas verlassen, was ihnen lieb ist, um etwas anderes zu erreichen, was sie fasziniert. Verfangen sie sich im Knoten, so vermeiden sie die Entscheidungen. Das Verharren zwischen „Gut“ und „Gut“ hießt „zögern“ und ist eine denkbar schlechte Entscheidung, die das Selbst auf Dauer schädigt. Und:für welches „Gut“ Sie sich auch entschieden haben – Sie müssen dazu stehen.
Manche Menschen sind ewig in ihren Knoten befangen. „Was würden meine Eltern dazu sagen, wenn ich …?“ Und wenn nicht die Eltern, dann sonst jemand.
Sehen Sie, Sie kommen nicht von Ihren Verwandten los, wenn Sie sich abhängig von ihnen machen. Darüber hinaus kommen sie von gar nichts mehr los, sobald sie abhängig davon sind. Und sie lösen die Knoten niemals, wenn sie die Abhängigkeiten nicht auflösen.
Tun Sie, was in ihnen brennt. Leben Sie Liebe, Lust und Leidenschaft, und kosten sie diese soweit aus, dass sie keinen Schaden davontragen. Das ist der beste Rat, den ich Ihnen geben kann. Bewegen Sie sich selbst, und lassen Sie sich nicht herumschubsen wie eine Schachfigur.
Ich schreibe Ihnen all dies für den Fall, dass Sie derzeit ihre Vorsätze für das neue Jahre in Angriff nehmen.