Geboren im besetzten Palästina
Dieser Tage wird Ihnen manches erzählt über das Jesuskind, das Christkind oder das Christuskind. Es ist ein romantisches Bild. Die Hektik der Volkszählung, angeordnet von der verhassten Besatzungsmacht, die Menschenmassen, die dadurch in Bewegung kamen – alles wurde vergessen. Ein Mann, der weiß, dass dieses Kind nicht sein Kind ist, das nun geboren wird. Längst vergessen. Hirten, singende Engelein? Es gab nichts zu besingen.
Palästina war besetzt. Die moralischen Säulen der einheimischen Bevölkerung wankten. Fragwürdige Statthalter, korrupte, von Rom eingesetzte Marionettenkönige machten zugleich wütend und lethargisch. Die Rabbiner passten sich an, kuschten unter der Herrschaft Roms. Und sie versuchten, gegen die neuen Strömungen aus Rom eine besonders strenge Religionsauffassung durchzusetzen.
Was wurde euch geboren? Ein Kind? Ein Heiliger? Ein Retter? Nein, ein Revolutionär. Ein charismatischer Rabbi, der sich vor allem mit den konservativen Kreisen des eigenen Volkes anlegte. Er gewann seinen Kampf nicht – aber wer wurde vielen lästig. Andere sprachen später in seinem Namen. Ob sie auch in seinem Sinne sprachen, ist ungewiss.