Weihnachten und Trübsinn – oder eher Lust?
Die überzeugten Christen, so sagt man, hätten es Weihnachten am besten: Für sie wurde ja der Religionsstifter geboren. Alle anderen Erwachsenen sehen Weihnachten hingegen mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen – und einige eben auch mit Trübsinn.
Weihnachten ist der Weg zurück in die Kindheit – jedenfalls sagt man so. Für mache Menschen ist die Weihnachtszeit tatsächlich die einzige Periode im Leben, in der sie sich noch einmal in die Kindheit zurückversetzen. Das kann lustvoll sein oder auch traurig machen.
Wiehnachten obend, do geiht wi no boben, do klingelt de Glocken, do danz de Poppen, do piepen de Müs in Großvadder sien Hüs.
Das bedeutet ungefähr dies: Am Weihnachtsabend gehen unsere Gedanken auf den Dachboden, also die Erinnerung. Symbolisch klingen uns die Glocken, und die bringen das Ernste, feierliche hervor. Und wie haben wird doch die Puppen tanzen lassen! Da gab es Braten und Rheinwein, Konfekt und Plätzchen … und das alles in der „Guten Stube“. Und die Mäuse? Die piepen in unser Denken herein, unvermittelt – und sie erinnern uns an unsere Freude und unsere Schande. Wir sind wieder mitten in „Großvaters Haus“, gelandet – in der Vergangenheit.
Der Trübsinn, den die dunklen Tage bringen
Der Trübsinn? Er ist ein Winterphänomen, das durch Weihnachten mal verstärkt wird und sich mal verflüchtigt. Ob Christ oder nicht spielt dabei nach meiner bescheidenen Meinung her eine untergeordnete Rolle. Christen treiben sich den Frust aus, indem sie singen und lobpreisen und gemeinsam in der Kirche feiern. Dabei bestätigt man einander in der Regel, was für ein guter Mensch man doch sei und was für eine tolle Familie man zusammenhalte. Ob’s gelogen ist oder nicht: Es hilft über den Frust hinweg.
Krach und Wonne zur Feier des Lichts?
Manche Süddeutschen treiben den Frust eher durch höchst offiziellen Zoff aus: das Raunachteln. Der Rest der Republik ist auf die Nacht zum ersten Januar angewiesen, wenn man’s mal richtig knallen lassen will. So treibt man den Weihnachtsfrust mit Krach und Krawall aus.
Besonders die Skandinavier wissen, das Licht sein muss. Viel Licht, eigentlich viel zu viel Licht. Selbst romantische Orte sind jetzt grell beleuchtet. Die schlechte Stimmung wird mit einer Mischung aus Licht und Glögg vertrieben. In Finnland zeigt man nicht öffentlich, dass man sich dabei wohlfühlt, aber man tut’s trotzdem.
Licht – die Wiederkehr des Lichts. In Helsinki geht die Sonne heute um 9:24 Uhr auf und um 15:13 Uhr unter – dort ist der Tage wesentlich kürzer als beispielsweise in Berlin. Praktisch sieht man das Tageslicht im Süden Finnland nur für etwa fünf Stunden. Ganz zu schweigen vom „hohen“ Norden.
Feiern Sie die Wiederkehr des Lichts! Heute ist Wintersonnwende. Selbst wenn die Tage nur minutenweise länger werden: Sie werden länger!
Versuchen Sie, dem Mauseloch zu entfliehen, wie einst der Bremer Bürgermeister sagte, als es uns in Deutschland wirklich schlecht ging. „Kiek nich in‘t Muusloch, kiek inne Sünn“. Sinngemäß also: Blas nicht Trübsaal, sondern guck nach vorn!
Und wenn das nicht so ganz klappt: Krach und Wonne sind auch Mittel, dem Frust zu entfliehen. Sie müssen’s ja nicht so wild treiben wie der Seemann Kuttel. Aber wenn Ihnen eine junge Dame „Christbaumkonfekt
still in die Taschen steckt … und dabei… hold lächelt“, dann dürfen sie die Dame wirklich gerne Fragen, ob sie die Weihnachtsnacht nicht etwas kuscheliger verbringen will.
Jemandem Lust schenken zu Weinachten?
Kürzlich fragte eine Dame in den Tiefen des Internets, ob sie sich am Heiligen Abend einem Mann schenken dürfte.
Eine seltsame Frage? Meine Antwort wäre gewesen: aus Liebe immer, aus Selbstsucht vielleicht, aber niemals aus Mitleid.
Und falls Sie Weihnachten wirklich etwas „ganz Unartiges“ tun werden: Tun Sie es mit Lust und Wonne. Sonst nützt es nichts.