Gezielt überlegen, was ins Profil gehört
Manchmal lese ich Meldungen, die im Grunde bestenfalls Schrottwert haben. Aber wenn es um den Verbraucherschutz geht, spitze ich doch manchmal die Ohren.
Es geht um etwas Wertvolles, nämlich den Schutz der Persönlichkeit – und das vereinfacht die Presse dann so:
(Die abfragten sensiblen und intimen Informationen würden) … „im analogen Leben wahrscheinlich nie oder erst im Rahmen einer vertrauensvollen Partnerschaft preis(ge)geben, erklärt das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht in Ansbach.
Genau – und weil das so ist, sind sie erstens sensibel und zweitens schützenswert, und drittens sollten sie niemals vermarktet werden. Und besonders in diesem letzten Punkt kann man sich bei manchen Börsen niemals sicher sein. Entweder sie sagen gar nichts dazu, oder sie schreiben rotzfrech in die Zwangsjacke der AGB, das sie alles weitergeben dürfen, was ihnen beliebt.
Hoppla – das heißt aber nicht, dass man nur Floskeln in seine Profile schreiben sollte. Ganze, glaubwürdige Sätze sind zumeist aussagefähiger als das Psycho- oder Befindlichkeitsgeklapper, das uns als Kunden üblicherweise abgenötigt wird.
Und insofern hat die Behörde recht, wenn sie empfiehlt:
Nicht nur unter dem Gesichtspunkt des datenschutzrechtlichen Grundsatzes … mögen Nutzer sich gezielt überlegen, welche und wie viele Informationen sie auf Dating-Portale einstellen. Es gibt schließlich keine Garantie dafür, dass das Finden eines geeigneten Partners zwangsläufig von der Menge der eingegebenen Daten abhängt.
Die Menge macht es nicht -sondern die Aussagefähigkeit
Ich behaupte mal: Die Menge der Daten ist kalter Kaffee. Interessanter ist, ob Sie etwas Ausstrahlen, etwas Darstellen und vor allem – ob Sie sich selbst darüber klar sind, was sie auf Dating-Portalen eigentlich suchen und finden wollen. Dazu reichen winzige, kompakte Darstellungen Ihrer Eigenschaften und ein paar Sätze in Klartext sowie ein Hinweis, wen Sie für welche Art von Zukunft zu finden hoffen.
Klar spricht dies alles gegen populistische Anbiedereien mit „Matching Algorithmen“, die nur dazu dienen, uns irgendwie „einzutüten“ und dies dann als ultimatives Charakterbild zu bezeichnen. Doch nichts ist Wahrer als das, was man selbst denkt, fühlt und empfindet, auch wenn andere dies nicht für „objektiv“ halten. Es ist wahr für uns selbst – und sollte es einmal nicht wahr sein, dann überzeugt uns die Praxis schon früh genug davon.
Und – wer sich zu weit hinauslehnt mit speziellen sexuellen Vorlieben, der stellt sich öffentlich bloß. Und das sollte niemand tun – schon gar nicht gegenüber den Betreibern von Portalen, die sich vorbehalten, solche Informationen zu vermarkten.
Quellen: Unter anderem „Tagblatt„, ausführlich in der amtlichen Pressemitteilung.