Noch nicht sehr weihnachtlich
Nun, ist Ihnen „weihnachtlich“ zumute? Und Single?Nein, dies ist keine Aufforderung, sich jetzt bei einer Single-Börse anzumelden – obgleich es auch nicht schadet. Denn wahrscheinlich werden demnächst ein paar Leute feststellen, wie beschissen Weihnachten bei den Eltern ist, ja, dass Weihnachten überhaupt nur eine dieser Illusionen ist, die Kinder toll finden und Erwachsene von Jahr zu Jahr lästiger. Vor allem Singles.
Und nun kann es ja sein, dass diese Singles ausgerechnet Weihnachten, wenn alle in „Friede, Freude, Eierkuchen“ und Menschenliebe machen, die Flucht ergreifen. Und zu Vaters Computer oder auch zum eigenen Handy greifen, um mal abzuchecken, wer so infrage kommen würde.
Außerdem – des einen Freud ist des anderen Leid – werden sich viele Paare im Dezember trennen. Fremdgegangene auf der Firmenweihnachtsfeier? Der Gedanke, nicht noch einmal ein Jahr mit „dieser Person“ zusammen ein zu wollen? Alles nicht sehr weihnachtlich, aber realistisch. Und dann wären da noch die Illusionen. Ich erinnere mich an eine Dame, die ein wundervolles Weihnachtsfest mit einem ihr bisher fremden Pianisten feierte. Sie hätte es wundervoll in ihrem Herzen bewahren können, wenn sie nicht geglaubt hätte, daraus eine Beziehung gestalten zu können. Sehen sie, wenn Manna vom Himmel fällt, dann machen Sie bitte den Mund auf, aber erwarten Sie nicht, dass ab jetzt jeden Tag Manna vom Himmel fällt. Oder weniger poetisch: Feiern Sie Sünden und Illusionen, aber versuchen, sei nicht, diese in die Zukunft zu verlängern.
Weihnachten für Singles ist eine Zeit der spontanen Entscheidungen. Sie haben nicht viel Auswahl, mit wem Sie wann und wie Weihnachten feiern wollen. Also feiern Sie die „Feste während der Feste“, wie sie fallen.
Der „Ernst des Lebens“ beginnt für Singles erst wieder im neuen Jahr. Im Moment geht es darum, nicht dem Frust zu verfallen – und da dürfen Sie sich das Leben ruhig ein bisschen illusionär aufhellen.