Das merkwürdige Paarungsverhalten von Menschenfrauen
Erst vor gut hundert Jahren begannen Menschenfrauen, sich aktiv mit ihrem Paarungsverhalten zu beschäftigen. Zuvor waren sie eine Art Handelsware in der Zoohandlung „Bürgertum“. Der Gefahrübergang der „Ware Tochter“ geschah per Handschlag, das Ja-Wort besiegelte den neuen Besitzstand. Das war, so werden Sie einwenden, nicht in allen Schichten so. Es gab ja noch die „kleinen Leute“, aber auch die Bauern, bei denen es ein relativ freizügiges Balzen um die Töchter gab. Na schön, sollten Sie recht bekommen. Und dennoch – und nun reden wir mal von der Moral – gab es im Prinzip nur die „unbescholtene“ Tochter, die an der Lust werde selbst Vergnügen fand noch ihrem späteren Ehemann sinnliche Genüsse bereiten konnte.
Oh, noch ein Einwand, ja? Es hat sie doch gegeben, die Frauen, die genau wussten, mit welchen Mitteln oder Personen sie in „Verzückungen“ geraten konnten. Und auf der anderen Seite gab es doch auch noch jene, die nicht so sehr an sich selbst dachten, wenn es um den sexuellen Genuss ging, sondern an ihre häufig wechselnden Galane.
Sexaktive Frauen -ein Fall für die Nervenheilanstalt?
Ja, es hat sie gegeben. Einige wurden berühmt, aber die meisten anderen waren gezwungen, ein Doppelleben zu führen, das oftmals in Katastrophen endete. Und man konnte sich dieser Frauen entledigen, indem man sie schlicht für „verrückt“ erklärte und sie in Nervenheilanstalten schmachten ließ.
Denn – und das wissen wenige – einer Frau wurde seitens der namhaften Wissenschaftler jener Zeit gar nicht zugetraut, eigenständige sexuelle Lüste zu entwickeln, sofern sie gesund und unverdorben („wohlerzogen“) waren.
Keuschheit, Jungfräulichkeit und Reste bürgerlichen Wohlverhaltens
Wer nun denkt: Nun ja, hundert Jahre sind ja eine lange, lange Zeit, der berücksichtigt nicht, wie tief die geistige, emotionale und körperliche „Keuschheit“ in den Vorstellungen des Bürgertums saß. Vor allem die sogenannten Kleinbürger pflegten diese Traditionen bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Noch vor 50 Jahren wurde heiß und tatsächlich ernsthaft diskutiert, dass es nach wie vor ungehörig war, durch Kleidung anzudeuten, dass man einem Mann gefallen wolle. Öffentlich wurde behauptet, dass die Jungfräulichkeit der Töchter nach wie vor eine Garantie dafür war, einen guten Ehemann zu finden. Und wer etwas dagegen sagte, musste Anfang der 1960er Jahre noch mit Schmähkritik und Diffamierungen aller Art rechnen.
Es ist also erst zwischen 50 und 100 Jahre her, dass aus „Töchtern“ nach und nach und nach selbstständige Frauen wurden, die ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen. Das bedeutet nicht nur, sich selbst einen Partner auszusuchen, sondern vor allem auch, die eigenen erotischen Vorzüge „an den Mann zu bringen“.
Keine einheitliche Sichtweise – die Vielfalt beginnt
Verständlicherweise gab es darüber erhebliche Kontroversen. Ein Teil der jungen Frauen begann Mitte der 1960er Jahren, sich freizügig und besonders feminin in der Öffentlichkeit zu zeigen, während zu Anfang der 1970er Jahre eine Gegenbewegung einsetzte, die den weiblichen Körper möglichst wieder verhüllen sollte. Dabei sollten zugleich die als „typisch feminin“ empfundenen Verhaltensweisen (Schminken) und Kleidungsstücke (BHs) verschwinden. Männer mussten sich in diesen Jahren mit drei Frauentypen auseinandersetzen:
1. Selbstbewusste Frauen, die taten, was sie wollten und sich kleideten, wie sie wollten.
2. Frauen, die von alldem nicht viel mitbekommen hatten und sich verhielten wie zuvor (oder wie ihre Mütter).
3. Frauen, die „bewusst emanzipiert“ auftraten, aber nicht immer dem entsprachen, was sie darzustellen versuchten.
Seit den 1990er Jahren trat dann eine gewisse „Beruhigung“ ein, und das „normale Paarungsverhalten“ verlief wieder weitgehend konfliktfrei.
„Moralische“ Fassaden und „unmoralische“ Wünsche
Doch nach wie vor gibt es „alles von allem“. Das reicht vom Anspruch, „Sex einzufordern, wann man will und mit wem man will“ über den diskreten Handel mit sexuellen Vergünstigungen bis hin zu dem Gedanken, ein Date mit einem Mann dürfe gar keine erotischen Komponenten enthalten.
Die Fragen der inneren und äußeren Moral enthalten ebenfalls Wundertüten: Da fragen sich tatsächlich heutige, emanzipierte Frauen, ab wann sie mit einem Mann schlafen dürfen, während andere sich nehmen, was ihnen gefällt. Da werden öffentlich moralische Schranken hochgehalten, während man erotische Kitschromane verschlingt.
Dates sind potenzielle Paarungen
Das Erstaunlichste: Viele Frauen behaupten, ausschließlich zu Dates zu gehen, um den Charakter und die Zukunftsfähigkeit von Männern abzuscannen. Sie verkennen, dass es sich dabei um „potenzielle Paarungen“ handelt. Ein solches Verhalten ist – mit Verlaub und allem Respekt – verlogen, und zwar in einer der gefährlichsten Formen der Lüge: des Selbstbetrugs.
Etwas mehr Bewusstsein, so denke ich, dürfte nicht schaden. Sogenannte „Dates“ sind der Versuch, sich über die „potenzielle Paarung“ mit dem Partner klar zu werden – in Geist Körper und Psyche.
Bild: Nach einem „Groschenheft“ der 1950er Jahre.