Absoluter Forscher-Blödsinn: „Keine Frau ist heterosexuell“
Der Satz „Keine Frau ist heterosexuell“ ist absoluter Forscher-Blödsinn. Doch zuerst war auch ich verblüfft. Lesen Sie hier die logische Analyse, wie eien Forscher Ihnen einen Bären aufgebunden hat.
„Keine Frau ist heterosexuell“ heiß der Satz, den kürzlich ein Dr. Gerulf Rieger in den Ring geworfen hat. Zugleich behauptete er (aus seiner Sicht: logischerweise) dass alle Frauen entweder bisexuell oder lesbisch wären. Es ist zunächst schwierig, zu begreifen, warum diese Sätze Wissenschaftsmüll sind. Auch ich habe einige Stunden gebraucht, um dahinterzukommen. Sehr geholfen hat mir dabei ein Artikel von Anna Pulley im „New York Mag“.
Wenn es richtig wäre, dass die Körperreaktionen auf Fotos oder Videos Rückschlüsse auf die sexuelle Präferenz zulassen, dann müssten Menschenfrauen begierig sein, sich mit Zwergschimpansen zu paaren. Denn unzweifelhaft reagieren Frauen auf sexuelle Aktivitäten. Generell gilt längst und ziemlich eindeutig: „Für heterosexuelle Frauen bedeutet das Geschlecht (der Handelnden) nichts. Sie reagieren auf das Maß an (sexueller) Aktivität.“
Wenn es so ist – und die längst bekannten Forschungen von Meredith Chivers sagen dies klar aus – dann kann der Auslöser irgendeine Handlung sein, die Frauen direkt oder indirekt mit dem Geschlechtsakt in Verbindung bringen. Das heißt: auch solche von männlichen Homosexuellen, von Zwergschimpansen und sogar von äußerst grässlichen in keiner Weise sinnlichen Filmszenen.
Was sagt dies nun über die neuesten Forschungen eines gewissen Dr. Gerulf Rieger aus, der sich erfrechte, allen Frauen generell die Heterosexualität abzusprechen?
Nur, dass Herr Rieger sein eigenes Missverständnis von weiblicher Sexualität an eine Presse herausposaunt hat, die so etwas mit Begeisterung aufnimmt. Denn wenn nahezu alle Frauen von fast allem erregt werden, was sich erotisch bewegt, dann werden sie eben von fast allen erotischen Eindrücken „nass“ oder „heiß“. Das heißt aber nicht, dass ihre „sexuelle Präferenz“ in irgendeiner Weise davon beeinflusst würde. Mit anderen Worten: Sie sind nicht lesbisch oder bisexuell, weil sie auf Frauen reagieren, sondern sie reagieren „sexuell“ auf Schönheit, Erotik und Geschlechtsverkehr.
Logik ist oft nicht gerade das, was Psychologen auszeichnet. Doch wer die Sache mit Logik angeht, der findet eine ganz einfache Antwort auf die Frage, ob Frauen „alle lesbisch oder bi-sexuell sind“
Hier eine logische Kette dazu:
1. Von etwas oder jemandem erotisch berührt oder gar sexuell angetan zu sein, heißt nicht, den Wunsch nach einer Umsetzung zu spüren.
2. Der Wunsch, eine erotische Anregung zu erproben oder auch nachzuvollziehen, bedeutet keinesfalls, sie auch umzusetzen.
3. Die Ausführung dieses Wunsches bedeutet nicht, vom Ergebnis befriedigt zu sein.
4. Selbst vom Ergebnis befriedigt zu sein, bedeutet nicht, das Erlebnis wiederholen zu wollen.
5. Sogar ein befriedigendes Ergebnis, sogar seine lustvolle Wiederholung, bedeutet noch nicht, dass sich die sexuelle Orientierung verändert.
Man kann dies alles, wesentlich differenzierter, auch so sehen:
1. Der Blick auf ein Objekt, das wir als „erotisch“ oder „begehrenswert“ empfinden, löst möglicherweise eine sexuelle Basisreaktion aus (stärkere Durchblutung der Sexualorgane, „feucht werden“, erröten)
2. Solche Basisreaktionen sind naturgegeben und haben normalerweise keine Folgen für unsere Handlungen. Es handelt sich dabei um unbewusste Vorgänge natürlichen Ursprungs, die sich außerhalb unseres Willens abspielen. Das heißt, krasser ausgedrückt: Selbst von Szenen, die uns emotional befremden, können wir sexuell erregt werden.
3. Die Erregung als solche kann verstärkt werden – meist durch manuelle Eingriffe (Masturbation), die uns weiterhin stimulieren. Dadurch ersparen wir und den Umsetzungsprozess mit all seinen Risiken.
4. Soll aus dem „Blick aufs Objekt“ eine sexuelle Handlung werden, ist unter normalen sozialen und psychologischen Umständen eine recht komplexe Folge von Prozessen nötig, die wir vermutlich alles als „Verlieben“ kennen. Dabei sind – je nach Gesellschaftsordnung und Persönlichkeit – gewisse Hürden zu überwinden.
5. Bevor aus der Verliebtheit am Ende „Liebe“ wird, ist es ein weiter Weg – und auch „Liebe“ ist noch kein Beweis für eine unzweifelhafte, eindeutige und dauerhafte sexuelle Ausrichtung.
Was sagt uns das? Vor allem, dass wir Geisteswissenschaftlern nicht über den Weg trauen können. Möglicherweise sind sie sich in ihrer wissenschaftlichen Verblendung gar nicht bewusst, dass sie uns fragwürdige, unausgegorene Ergebnisse und Interpretationen als „Wahrheiten“ präsentieren.
Und wenn Sie eine Frau sind: Lassen Sie doch bitte von vornherein den Blödsinn, sich sexuell als „Etwas“ definieren zu wollen. Das adelt nicht, sondern wertet ab.
Nachtrag vom 13.11.2015: Sie können die Studie komplett nachlesen. Sie werden dann finden, dass die in der Öffentlichkeit geäußerte Meinung des Studienleiters eine reine Interpretation ist.
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