Halloween – schauderhaft, höchst schauderhaft
Nun ist ja bald Halloween – und da will ich doch noch einmal den Traum vom bösen Räuber hochleben lassen. Oder war es der Traum von der bösen Hexe?
„Sex an gefährlichen Orten“ ist in Kombination mit „Sex mit Fremden“ das „bestbesetzte“ gemeinsame Gebiet erotischer Wunschträume. Männer träumen zu über 80 Prozent von beiden Varianten, während Frauen den ungewöhnlichen Ort gegenüber dem fremden Partner in ihren Fantasien bevorzugen. Vermutlich liegt dies bei Frauen an dem Paradoxon, dass sie einerseits ein Abenteuer von der Begegnung mit dem Fremden erwarten, andererseits aber fürchten, dabei genötigt, eventuell gar vergewaltigt zu werden. Dafür spricht, dass bei den Frauen „sexuell dominiert werden“ mit über 50 Prozent ganz noch unter den „Top Ten“ der erotischen Wünsche rangiert, während sexueller Zwang innerhalb der Traumwelt unter 30 Prozent liegt.
Es scheint also so zu sein, dass Frauen vor allem von dem wilden, ungestümen Eroberer träumen, der sie auf abenteuerliche Weise an geheime Orte entführt.
Und was ist mit den Männern? Sie fürchten sich nicht vor Sex mit einer Fremden, weil sie glauben, jeder Frau in jeder Situation überlegen zu sein. Das gilt sogar für zwei Frauen oder einer Gruppen von Frauen – immer glaubt der Mann, die Situation beherrschen zu können. Allerdings wünschen sich etwas über 50 Prozent der Männer in ihrer Fantasie, von Frauen dominiert zu werden, doch auch davor haben sie offenbar keine Furcht. Die Lust, sexuell gezwungen zu werden, kommt ebenfalls selten vor – sie liegt nur bei knappen 31 Prozent,
Für Männer scheint also zu gelten, dass sie unbegrenzt abenteuerlustig sind und keine Furcht vor sexuellen Begegnungen unter extremen Bedingungen haben.
Was für die Frauen der wilde Räuber ist, der ihre Postkutsche im Wald überfällt, ist für die Männer die böse Hexe, die den armen, ängstlichen Knaben in einen Käfig steckt. Man könnt dabei durchaus zu der Ansicht komme, dass dabei Klischees erfüllt werden. Die Frau sucht nach dem wilden, starken Mann, fürchtet aber dessen Eigenmächtigkeit. Der Mann begibt sich willentlich und mutig in den Käfig der Hexe, um nach und nach zu erfahren, dass er sich dabei immer mehr im Spinnennetz der Abhängigkeit verfängt.
Was fasziniert am Bösen? Warum bekommen Menschen „Lustfurcht“, also eine Mischung aus Angst und Lust? Warum erfinden Sie erotische Teufel und Hexen, Inkuben und Sukkuben, Waldmenschen und Sirenen? Offenbar, weil sie einmal nicht verantwortlich sein wollten für das, was sie sich erträumten. Mag sein, dass sich Frauen deswegen ihre „Meister“ suchen und Männer ihre „Herrinnen“.
Heraus damit – die erotische Hexe fasziniert Sie, wenn Sie ein Mann sind, nicht wahr? Und der „wilde Mann“, der übrigens oft in Familienwappen vorkommt, fasziniert nach wie vor die Frauen unter Ihnen, oder?
Nun ja, vielleicht begegnen Sie ja an Halloween dem Zauber der Verführung durch Hexen, Teufel oder anderen Ungeheuer. Und ich kann nur hoffen, dass sie sich nach der Demaskierung als wundervolle Menschen entpuppen.
Bild: Johann Heinrich Füssli, Maler, 1781. Titel: Nachtmahr.