Deutsche sehen Probleme beim Fremden – nicht bei sich selbst
Es steht außer Frage, dass Deutschland derzeit ein Problem mit der Bewältigung all jener Aufgaben hat, die mit den Asylsuchenden in Zusammenhang stehen. Interessanterweise diskutieren allerdings jene darüber, die am wenigsten betroffen sind: die Bürger an ihren Stammtischen oder jene, die in Gruppen auf Märkten stehen und dort klugscheißen.
Deutschland braucht Menschen und Ideen
Sollten wir nicht zuerst einmal vor unseren eigenen Haustüren aufräumen? Haben wir nicht genug Probleme, die zu lösen wären? Deutschland hat einen Fachkräftemangel, selbst in den neuen Bundesländern, und kaum ein Handwerksbetrieb findet noch einen Azubi. Mit dem Flughafen BER wurden wir zum Gespött der ganzen Welt. Deutsche Zuverlässigkeit, deutsches Organisationstalent, deutsche Pünktlichkeit? Scheiße war es. Die Dieselaffäre sitzt der deutschen Autoindustrie tiefer in den Knochen, als dies öffentlich zugegeben wird. Die angebliche Wohnungsnot ist vor allem darauf zurückzuführen, dass zu viele Menschen in Ballungsgebiete ziehen wollen – oder „wollen müssen“, weil dort die Arbeit ist. Im Osten hingegen gibt es nicht nur Wohnraum im Überfluss, sondern auch noch Altbauten in Massen, die nur darauf warten, renoviert zu werden.
Das persönlich Glück verpassen – weil man „keine Zeit“ hat?
Die Menschen in unserem Land sind zu selbstgefällig, und weil sie es sind, tun sie nicht einmal mehr das, was das Leben ausmacht: in frühen Jahren einen Partner zu finden, um mit ihm durchs Leben zu gehen, solange es möglich ist. Was muss heute nicht alles passieren, bevor ein junger Mann heiratet? Er muss erst mal 30 werden, sein Studium abgeschlossen haben, die ersten Karriereerfolge vermelden können – dann vielleicht. Oder auch nicht, weil die Karriere plötzlich wichtiger geworden ist als das persönliche Glück. Paradox: Man gönnt sich lange Zeit, bis man einen Partner sucht – und dann plötzlich keine Zeit mehr übrig, um ihn zu finden. Sucht man schließlich, so werden erst einmal Koffer mit Ansprüchen gepackt, die zumeist unerfüllbar sind.
Die angeblichen „Sorgen“ auf den Marktplätzen und in den Kneipen sind profan: Was wird mit „unseren“ Arbeitsplätzen geschehen, was mit „unsrem“ Wohnraum? Und schließlich: was wird aus „unseren“ Frauen? Kurz und knapp: Was nimmt man „uns“ jetzt weg?
Deutsche sollten sich mehr um Problemlösungen im Lande kümmern
All diese Fragen kann man sich stellen – aber dann bitte auch diese: Wie füllen wir all unsere offenen Stellen? Wie finden wir Nachwuchs in unsrem Handwerk? Wie können wir all unsere leer stehenden und langsam verfallenden Altbauten sanieren? Wir bringen wir Arbeit zu den Menschen statt die Menschen zur Arbeit? Wie lösen wir Probleme, statt sie ständig auszusitzen? Und schließlich: Wie schaffen wir es, dass unsere jungen Menschen früher und entspannter Ehen eingehen? Oder eben kurz und knapp: Was können wir tun, damit Deutschland nicht in Selbstgefälligkeit versinkt?