Was hat Match.com mit Europa vor?
Die Frage müsste eigentlich präzisiert so gestellt werden: Was haben all die Investoren mit der europäischen Datingbranche vor? Bei Investoren, die sozusagen die „Reste einer einst florierenden Branche“ aufkaufen, besteht immer die Gefahr, dass sie mit sehr wenig Einsatz sehr viel Profite erzielen wollen. Ob das zutrifft? So gut wie alle Branchenteilnehmer sind verunsichert – aber sie sprechen nicht darüber. „Aussitzen“ ist zwar auf Dauer gefährlicher Blödsinn, aber es gibt ja einschlägige Vorbilder in der Politik. Und so duckt man sich vorerst einmal weg, wenn’s brenzlig wird. Was ist also los mit Europas Dating-Branche? Vor allem ist sie eines: nicht mehr sehr europäisch und schon gar nicht mehr deutsch.
Match.com und die Muttergesellschaft, IAC, haben zwar offiziell keine Pläne für das Europageschäft vorgelegt, doch ist aus einer spanischen Quelle (1) durchgesickert, dass die IAC eine Konzentration des Geschäfts auf wenige Standorte in Europa plant. Demnach werden die skandinavischen Länder in Zukunft aus dem Vereinigten Königreich mitbetreut, während die südlichen Länder von Paris aus betreut werden – von hier agiert die Europa-Tochter Meetic. Deutschland scheint vorerst nicht betroffen zu sein. Hier gibt es nach wie vor die beiden Parallel-Marken „neu.de“ und „Friendscout 24“, die mittlerweile zur IAC gehören.
Die Firmen sind noch in Deutschland – die Inhaber längst woanders
Ob die IAC mit der Konzentration gut beraten ist, wird sich zeigen. Allerdings entspricht das, was Meetic/Match/IAC tut, einer bekannten Strategie: Man möchte so viel Geld wie möglich aus dem Geschäft generieren, ohne auf nationale Gegebenheiten einzugehen. Interessant ist dabei, dass die Gruppe in Deutschland nicht mit einer bedeutenden Online-Partnervermittlung vertreten ist. Die beiden Mega-Player auf diesem Gebiet gehören seit geraumer Zeit einem Investor aus dem Vereinigten Königreich, von dessen Plänen wenig bekannt geworden ist. Der „Dritte im Bunde“, eDarling, soll in den letzten Jahren eher ins Auslandsgeschäft investiert haben, als im Inland Claims zu reklamieren. Und von eHarmony, dem „Erfinder“ der Online-Partneragentur, hat man in Europa schon seit Jahren nichts Neues mehr gehört. Bliebe noch zu fragen, wo denn die Impulse aus dem Inland bleiben – und die Antwort ist: Kaum jemand gibt Geld für Neugründungen, weil das Geschäft keine ausreichenden Profite mehr verspricht, wenn es seriös betrieben wird. Und Gründungen mit „Bordmitteln“ versanden kläglich im Gegröle der Branche und der Presse um sogenannte Apps.
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(1) der deutsche Inhalt wird sinngemäß auf dem Blog des Singlebörsen-Vergleichs wiedergegeben,