Ein Geschäftsprinzip in Form eines Sahnehäubchens
Was ich Ihnen heute zu den kleinen Tricks schreiben will, betrifft nur die elektronischen Partnervermittlungen des 21. Jahrhunderts – und es ist eigentlich kein „Trick“ sondern ein Zauberkunststück sondergleichen.
Die meisten Menschen glauben, die so genannten Persönlichkeitstests der Partnervermittler seien sozusagen das „Sahnehäubchen“ auf dem Vermittlungskuchen, also eine wunderbare Zugabe. Tatsächlich ist dies nicht so: Der Persönlichkeitstest ist vielmehr die Basis der Vermittlung, also der Kuchen selbst. Ohne Persönlichkeitstest kann eine Online-Partnervermittlung überhaupt nicht arbeiten.
Das Prinzip ist freilich nicht ganz neu: Es wurde bereits vor Jahrzehnten auf dem berühmten Univac-Computer verwirklicht und es wurde seither in zahllosen Abwandlungen und Neufassungen sowohl intern wie auch extern bei Partnervermittlern angewendet: Kannte nämlich eine Partnervermittlung die Kunden kaum persönlich, was in den 80er Jahren oftmals der Fall war, so blieb der Agentur gar nichts übrig als Persönlichkeitsmerkmale zu erfassen. Auch Menschen, die vom „Matching“ gar keine Ahnung hatten, kamen in den 80er Jahren auf den Geschmack: Sie mieteten einfach Zeit in Rechenzentren, schalteten Anzeigen, verschickten Fragebogen, die dann ausgewertet wurden, gaben die Ergebnisse ihren Kunden bekannt („sechs Garantiepartner“ und ähnlich) und kassierten. Wenn es überhaupt einen Vorläufer der heutigen Partnerdienste gab, dann waren es diese Leute.
Inzwischen wurden die Methoden verfeinert, und das Anrüchige an den Fragebogenaktionen verflog auch: Die „sechs Garantiepartner (mit Telefonnummer)“ wurden nämlich so vielen Leuten zugestellt, dass vor allem Frauen schon gar nicht mehr das Telefon abnehmen wollten. Erst später, als eine Frauenzeitschrift die Initiative übernahm, wurde die Sache langsam interessant für Frauen – und dadurch natürlich auch wieder für Männer.
Heute sind bei den großen Partneragenturen, die ähnliche Prinzipien verwirklichen (in Deutschland parship, ElitePartner und Be2, in den USA vor allem Eharmony) etwa gleich viele Frauen wie Männer registriert – doch noch immer ist es so, dass der Computer und seine Entscheidung im Mittelpunkt stehen – der Partnerdienst kann lediglich die Schleusen etwas weiter schließen oder öffnen. Am Ende aber bleibt dann doch wieder alles so, wie es schon vor Jahren war: Man muss aus den computerisierten, psychologisierten und technisch bewerteten Profilen wieder die Rosinen für sich selbst heraussuchen – und das ist eine schwierige, eigenverantwortliche Aufgabe, mit der die Kunden dann eben doch wieder allein gelassen werden.