Die Stadt, die Alten und der Sex
Im Ratgeberregal des örtlichen Buchhändlers stand einst das Übliche: zu viel Esoterik, enorm viel Blabla und einige essenzielle Werke über die Liebe, das Glück und den Tod. Dann kamen die Fifty Shades of Grey – und seither änderte sich auch der Bestand des Ratgeberregals. Dicke Bände über die Geheimnisse der Sexualität, besonders der weiblichen Sexualität, und darin wieder Ratgeber, wie Frauen ihre Sexualität selbst befeuern können, um in der Glut der Lust zu versinken. Innerhalb von zwei Jahren ist das erste Drittel des Regals ganz und gar mit Ratgebern über Sex für Frauen gefüllt worden.
Na schön, wenn Sie Großstädter sind … dann wundert Sie so etwas natürlich nicht. Aber hier, in der thüringischen Provinz, in der die Passanten, die an der Buchhandlung vorbeiziehen, im Schnitt gegen 60 Jahre alt sind, erstaunt es schon.
Ich reibe mir die Augen: Da muss doch schon immer ein Bedürfnis vorhanden gewesen sein, die weibliche Lust in vollen Zügen zu genießen – auch mal in „perverser“ Weise. Und dann kommt da ein Machwerk aus dem fernen Australien in den Handel, das die große sexuelle Revolution unter alternden Provinzlern auslöst und die Schleusen öffnet?
Es muss wohl so gewesen sein.