Treibt die Frauenemanzipation die Männer in den Puff?
Frauenemanzipation – blühende Hoffnung für Frauen, endlich studieren zu dürfen, Firmen gründen zu können und ein eigenständiges Leben führen zu können. Das ist die positive Seite. Die Schattenseite: Weibliche Arroganz, die nicht einmal von den wirklich emanzipierten Frauen ausgeht, sondern von denen, die als Trittbrettfahrer dazugestiegen sind. Andere haben um Frauenrechte gekämpft, andere haben neue Rollenbilder gefunden, andere haben sich ein Leben mit erfolgreichem Job, Ehe, Familie und vor allem Liebe eingerichtet.
Aber eben nicht die, die niemals mit Herzblut, Schweiß und Risiken zahlen. Inzwischen wächst die Rotte derjenigen, die Ansprüche vor sich hertragen und nur fordern, aber nichts mehr schenken. Diese Frauen sind es denn auch, die Männer bei Dates „antanzen“ lassen, um ihnen zu sagen, dass sie nicht gut genug sind. Sie sind es, die angebliche männliche „Loser“ ablehnen, obgleich sie selbst auch nicht gerade zu den Gewinnerinnen gehören.
1993 schrieb die Schweizer Bordellbesitzerin Tina von S. (1):
Was die Feministinnen in den letzten Jahren geleistet haben, ist für uns (Huren …) ein Geschenk des Himmels … Ich wundere ich wirklich nicht mehr, warum so viele Seelenkrüppel, so viele Ehe-Geschädigte, so viele angeblich Impotente bei uns ein bisschen neues Selbstwertgefühl kaufen.
Einer der Gründe mag darin liegen, dass die moderne, emanzipierte Frau nach wie vor nach den mächtigen Alpha-Männchen sucht, und diese in althergebrachter Weise verführt, während sie auf an sich adäquate Partner mit Verachtung straft.
Jedenfalls, solange sie glaubt, wenigstens körperlich begehrt zu sein und sich in ihrer Jugend und ihrer (oft vermeintlichen) Schönheit sonnen kann. Jeder, der sie Materie „Partnersuche“ kennt, weiß, dass ab gegen 40 der Frust einsetzt. Die Konkurrenz, nun jünger und attraktiver, greift ebenfalls nach Macht und Geld und kommt dabei den Herren ab 40 durchaus entgegen, die sich mit einer jüngeren Frau schmücken wollen. Und plötzlich drehen sich die Verhältnisse um: Entweder die Frau ab 40 geht Kompromisse ein, wozu auch angebliche „Loser“ und jüngere Männer gehören, oder sie sucht nach Alternativen, um ihre Sexualität auszuleben. Bi-Beziehungen, Vibratoren, Gruppen oder Escort-Männer – das Feld der Alternativen reicht weit. Die offizielle Lesart ist freilich ganz anders: Gute Freundinnen und intellektuelle Kaffeekränzchen ersetzen die „Seelenwärme“, die sie angeblich von Männern sowieso nicht bekommen.
Doch dieser Zeitpunkt liegt für die meisten jungen Möchtegern-Königinnen noch weit in der Zukunft – und solange spielen sie eben mit ihrem Ego herum. Dabei schaffen sie sich nicht nur Illusionen, sondern verfestigen diese auch noch.
Allerdings halte ich für falsch, sich nur diese Extreme vor Augen zu führen: also weder arrogante, aber nicht wirklich selbstbewusste Frauen um 30 mit Ansprüchen. Und auch keine notgeilen Vierzigerinnen, die sich Männer andienen. Auch die in der WELT kürzlich erwähnten Rollenspielerinnen, die den Eindruck machen „übersext und untervögelt“ (2) zu sein, halte ich nicht für repräsentativ. Dennoch höre ich immer wieder, dass Frauen gar nicht daran denken, den Männern eine wundervolle Geliebte zu sein – ganz konservativ, situativ und passioniert.
Was an selbstloser Hingabe nicht zu bekommen ist, holen sich inzwischen auch recht ansehnliche Männer im Puff. So sagte der Gewährsmann der WELT (Zitat):
Die meisten meiner Freunde bezahlen inzwischen für normalen Sex. Wir sind ja alle nicht hässlich und auch nicht alt. Also das Klischee vom Puffgänger, das trifft auf keinen von uns zu. Wir sind ganz normale junge Männer. Architekten, ein Programmierer, sogar gefeierte Künstler.
Diese Männer wissen, dass sie Illusionen kaufen. Und sie kaufen oftmals (wie in diesem Fall) Illusionen, weil die Realität ihnen – nicht mehr romantisch genug ist. So absurd dies auch klingen mag: Sinnlichkeit wird immer häufiger bei einer gekauften Geliebten gesucht, während „solide“ Frauen dazu neigen, eher an die eigene Befriedigung zu denken als daran, wie sie auf schicke und angenehme Weise einen Mann verführen können.
Ich verkenne nicht, dass dies Tendenzen sind, die von der Presse mittlerweile aufgebauscht werden. Aber es gibt doch zu denken, wenn junge Männer sich ihren Liebesersatz im Puff suchen müssen, weil sie von „soliden“ Frauen ignoriert werden.
(1) Tina von S.: „Ich bin eien Hure“, Berlin 1993.
(2) Nach Ariadne von Schirach, „oversexed and underfucked“
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