Partnersuche: warum Akademikerinnen falsch denken
Das Klagelied ist bekannt, und es wird inzwischen mehrstrophig gesungen: Akademikerinnen haben seit einigen Jahren angeblich schlechte Chancen am Heirats- und Bekanntschaftsmarkt.
Obgleich die Diskussion überall geführt (und von der Dating-Branche gerne vermarktet wird), ist die Behauptung dennoch sehr oberflächlich. Denn sie beruht darauf, dass sich die Frauen, die eine akademische Ausbildung genossen haben, überwiegend oder ausschließlich über ihren akademischen Status definieren. Hat sich eine Frau so definiert, so geht sie wie selbstverständlich davon aus, dass der Mann an ihrer Seite aus dem gleichen Umfeld stammen müsse.
Männer werden künstlich verknappt
Rein logisch bedeutet dies, das Angebot an männlichen Kandidaten künstlich zu verknappen – und das heißt, die eigenen Chancen deutlich zu verschlechtern. Um Ihnen eine Hausnummer zu geben: Ungefähr 49 Prozent der Menschen sind überdurchschnittlich intelligent, aber nur ungefähr 16 Prozent haben einen IQ, der auf eine außerordentliche Intelligenz hindeutet. Eine Frau, die unbedingt die Creme der Intelligenz absahnen will, müsste sich vergleichsweise mit etwa 2,2 Prozent der ehewilligen heterosexuellen Männer zufriedengeben – da sind etwa 4000 Männer eines Heiratsjahrgangs in Deutschland.
Frauen sind nicht plötzlich intelligenter geworden
Wenn wir statt akademischer Bildung Intelligenz als Maßstab nehmen, stellen wir überrascht fest: Es hat sich wenig geändert. Konkret: Der Anteil an intelligenten Frauen ist in den letzten 20 Jahren nicht wesentlich gestiegen. Das bedeutet nichts anderes als: Wenn es jetzt angeblich für intelligente Frauen „Schwierigkeiten“ damit gibt, einen Partner zu finden, dann gab es sie objektiv vor 20 Jahren auch schon. In Wahrheit hat sich das Gleichgewicht gar nicht verschoben. Es gibt eben nur mehr Frauen, die studiert haben.
Die „gebildete“ Form des Anspruchsdenkens
Könnte es vielleicht so sein, dass die Aussage „Akademikerinnen finden nur schwer einen adäquaten Partner“ deutlich mit der Aussage korrespondiert: „Frauen mit Anspruchsdenken finden nur schwer einen geeigneten Partner?“ Oder wäre es möglich, dass manche studierte Frau denkt: „Ich habe jetzt Anspruch auf einen akademischen Beruf und auf einen Mann, der gleichfalls Akademiker ist?“
Je mehr Sie einen Akademiker suchen, umso dünner wird das Eis
Es mag auch noch an etwas anderem liegen: Wenn Sie Ihren akademischen Beruf in einer Umgebung ausführen, in der Sie auf die gesamte Bandbreite des Volkes treffen, dann ist die Chance, einem Akademiker zu begegnen, sehr gering. Sollten Sie hingegen im Internet suchen, dann ist die Bandbreite zwar möglicherweise geringer, doch auf der anderen Seite verschärft sich die Konkurrenzsituation. Denn auf die die wenigen Männer, die über eine außergewöhnliche Intelligenz verfügen und als Akademiker gelten, stürzen sich viele Frauen – nicht nur Akademikerinnen.
Die einzige wirkliche Lösung für die dahinterliegenden Schwierigkeiten besteht darin, sich über deutlich mehr zu definieren als über den akademischen Status. So paradox es klingen mag: Je gezielter die Akademikerin einen Akademiker „auf Augenhöhe“ sucht, umso geringer wird das Angebot und umso mehr fallen ihre Chancen.
Das alles heißt nicht, dass Sie, verehrte „Studierte“, jetzt den Klempner heiraten sollte. Es heißt vielmehr, sich auf alle Qualitäten zu besinnen, die Sie als Mensch, Frau, soziales Wesen und Intellektuelle haben, und die sich günstig auf das Leben mit einem Mann auswirken könnten.
Und nicht ganz zuletzt sollten Sie bedenken, dass nicht alle Menschen, die einen hohen IQ haben, auch Akademiker sind. Überdurchschnittliche Intelligenz, um auch dies zu sagen, beginnt bereits bei einem IQ über hundert. Auf der Skala zwischen 100 und 120 bewegt sich die Masse der „überdurchschnittlich Intelligenten“ – und darüber hinaus wird die Luft schrecklich dünn.