Ghostwriting, um Dates zu ergattern?
Ghostwriter sind Autoren, die für andere schreiben, deren Namen also am Ende nicht auf dem endgültigen Werk steht. Unter Artikel von mir steht oftmals nicht „Gebhard Roese“, aber deshalb bin ich noch kein Ghostwriter. Ich betreibe einen Schreib- und einen Umschreibdienst für Menschen, die ungern selber schreiben oder die jedenfalls nicht dauernd zum gleichen Thema schreiben wollen.
Diese Art von Ghostwriting entspricht einem längst verloren gelaubten Bild des Schriftstellers, nämlich „eine Schrift zu erstellen“.
Nun wird hin und wieder in der Presse diskutiert, ob man einen „Ghostwriter“ engagieren soll, um Partner zu suchen. Die Presse stellt so etwas ja gelegentlich als sehr positiv da: Da wären Menschen, die „keine Zeit für die Partnersuche“ haben, und sie beauftragen dann einen „Postillion d ‘Amour“, der für sie die Briefe schreibt, „überbringt“ – und sogar beantwortet.
Der Unterschied zwischen einem „echten“ Ghostwriter und einem Menschen, der im Namen anderer sehr persönliche Briefe verfasst, ist allerdings sehr groß. Denn in einer Schrift, die sich emotional an einen künftigen Partner richtet, sollte die Persönlichkeit des Suchenden in jeder Zeile erkennbar werden. Dies gelingt per „Fremdformulieren“ nur selten, und zudem kommt irgendwann einmal der Punkt, an dem man per Telefon zusammenkommt. Und wehe, man erinnert sich nicht an jedes Wort, das der Ghostwriter einem in den Mund gelegt hat. Wer auch noch das Telefonieren seinem „Ghostwriter“ überlässt, der sollte sich nicht wundern, wenn der potenzielle Partner beim Date reichlich befremdet ist.