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25 Dating-Ratgeber: alles schick – oder alles Makulatur?

Guter Rat in Massen - nur: ist er auch gut?

Guter Rat in Massen – nur: ist er auch gut?


Da hat also jemand 25 Dating-Experten befragt, die eine Antwort auf die Frage finden sollten, wie man den richtigen Partner findet. Ich hab zuerst mal gegrinst – und hätte durchaus Dr. Arnold Retzers (1) Einwand benutzen können. Denn „den richtigen Partner“ gibt es nicht. Des Weiteren könnte ich ja nun einfach arrogant sagen: „Oh, Experten – warum kenne ich die dann großenteils nicht?“ Doch das will ich nicht, sondern schiebe für hyperaktive Kritiker drei Sätze ein:

1. Ich bin kein Dating-Experte, sondern nur besonders kundig darin, wie man erfolgreich Partner sucht – ein Berater also. Berater zeichnen sich im Allgemeinen nicht dadurch aus, dass sie wissen, wie andere sein sollen, sondern dass sie anderen Menschen sinnreiche Wege weisen.
2. Ich erkenne andere Berater an, auch solche mit kommerziellen Interessen. Henning Wiechers beispielsweise und Eric Hegmann, um nur einige zu nennen. Dazu kommen noch ein paar fleißige Autorinnen und Autoren, die sinnvolle Bücher geschrieben haben, aber sich deshalb nicht gleich als „Experten“ vermarkten. Nicht zu vergessen all die wirklich klugen Menschen da draußen, die mit anderen aus Freundschaft Pläne erarbeiten, wie sie zu Partnerinnen oder Partner kommen können.
3. Ich konkurriere weder mit den genannten oder befragten Personen, noch verbindet mich etwas mit ihnen. Von gut vier Fünftel höre ich zum ersten Mal.

Die Analyse der Kernaussagen – oft fehlt das Einzigartige

Ich habe mir sodann die Mühe gemacht, die Kernaussagen (2) zu untersuchen und bin bald darauf gestoßen, dass sich nahezu alle „Experten“ auf ein paar Volksweisheiten zurückziehen, die allerdings in keiner Weise belegt werden können. Einer der 25 wich völlig ab und nannte einen eigenen „Baukasten“, der zuerst abgearbeitet werden müsse (Darius Kamadeva), und zwei weitere zeigten interessante Perspektiven, die vom üblichen Schema abstachen: die von Michaela Forstik und Peter Michalik.

Anerkennung für das Schema von Michaela Forstik: Was will ich überhaupt?

Beginnen wir mit Michaela Forstik: Sie fragt nach dem Schema „erste Dinge zuerst(3)“, nämlich „willst du überhaupt eine Beziehung?“ Ich halte diesen Beratungsansatz für ausgezeichnet, finde auch den philosophischen Hintergrund vernünftig, störe mich aber daran, dass die/der Partnersuchende ein Bild vom „perfekten“ Partner entwerfen soll.

Peter Michalik nennt ein intelligentes Konzept: Wer wird mich wollen?

Peter Michalik sagte etwas sehr Kluges, das niemand sonst „im Programm“ hatte: “Gib Deinem zukünftigen Partner eine Chance, dich so zu lieben, wie du wirklich bist.“ Damit ist er allen einen Schritt voraus, denn er denkt als einziger darüber nach, dass ein Partnersuchender ja nicht die „freie Auswahl“ hat, sondern auf die Partner zurückgreifen muss, die ihn wirklich wollen. Chapeau, Herr Michalik.

Die Masse setzt auf Bekanntes – aber ist es auch bewährt?

Bleibt die graue Masse. Sieben Mal fand ich den tantenhaften/onkelhaften Hinweis, nicht aktiv zu suchen – aus unterschiedlichen Gründen. Fragt sich natürlich, wie sich der Erfolg einer Suche für denjenigen einstellen soll, der nicht sucht. Da fehlt ein Rad im logischen Konzept, das offenbar durch küchenpsychologische Flitter ersetzt wurde.

Mag sein, dass die Experten die Befürchtung hatten, die intensive Suche nach Liebe und Geborgenheit könne dadurch verwässert werden – diese Möglichkeit wurde vier Mal genannt.

Was wäre dann die Alternative? Nach draußen zu gehen und Menschen kennenzulernen. Das meinten sechs der Experten. Gut gemeint – den gebe ich auch gelegentlich. Aber bei erfolgreichen Menschen, solchen, die wissen, wie sie leben wollen und Menschen über 40 kommen eben diese Vorschläge gar nicht gut an. Aus meiner langjährigen Erfahrung sage ich klar: Das ist wohlmeinend gesprochen und gedacht, aber nicht realistisch – und man benötigt je nach Region und Alter sehr lange dazu.

Aus dem großen Pott gefischt ist meiner Meinung nach der Rat, erst einmal zu lernen, sich selbst zu lieben oder sich selbst zu finden.(Sechs Nennungen). Der Satz kann leicht abgeschrieben werden aus esoterischen und psychologischen Ratgebern, ja, sogar aus der Bibel. Leider ist er sehr schwer zu realisieren – und jeder, der es einmal getan oder auch nur versucht hat, weiß, wie dornig und lang dieser Weg ist – und wie viel Rückschläge es dabei gibt.

Mindestens vier der Autoren/Autorinnen kamen zu dem Schluss, dass Partnersuchende voranging ein Profil der gesuchten Person erstellen müssten. Das ist sehr problematisch, denn bevor man kein halbwegs verlässliches Bild von sich selbst hat und nicht genau weiß, in welchen Varianten man leben könnte, sollte man kein Bild vom gegenüber entwerfen. Wie denn überhaupt das Wunschbild vom anderen zu nichts als Verdruss führt. Ich nenne nur das Anspruchsdenken, das vor allem durch übertriebene Wunschbilder entsteht.

Mein Fazit: Ich las einen Vorschlag, den ich aus meiner Sicht in dieser Form ablehnen würde, der aber besser gemeint und gedacht sein mag. Zudem fand ich zwei zwei Vorschläge beachtenswert, die mich zum Nachdenken anregten – und 22, die bei mir allesamt ein bisschen wie „schon viel zu oft gehört“ ankamen – zu viel Zeitgeist, zu wenig eigene Gedanken.

Was meinen Sie?

(1) Arnold Retzer: Lob der Vernunftehe, Frankfurt 2009
(2) Eine bis maximal zwei Aussagen, die vom Autor an den Anfang gestellt wurden oder als „das Wesentliche“ bezeichnet wurden.
(3) Eine Schema, das danach fragt, was am Anfang stehen muss, weil es alle anderen Entscheidungen beeinflusst.

2 Antworten auf 25 Dating-Ratgeber: alles schick – oder alles Makulatur?

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