Der Niedergang der Heiratsinstitute
Bis vor wenigen Jahren, genauer gesagt erst mit dem Aufkommen der Internet-Partnervermittlungen durch „Parship“ (2001) und andere – waren so genannte „Eheanbahnungsinstitute“ oder „Heiratsinstitute“ bei Partnersuchenden noch stark in der Diskussion. Kunden wurden vor allem Menschen, die in den damals noch überquellenden Anzeigenseiten keine passenden Partner fanden oder die von „Anzeigenfrauen“ oder „Anzeigenmännern“ enttäuscht wurden.
Vor allem nach dem zweiten Weltkrieg entstanden in Deutschland zunächst zahllose große und kleine Agenturen, von denen manche bundesweit tätig waren, während andere nur regionale Bedeutung hatten. Zwei grundsätzlich unterschiedliche Arbeitsweisen wurden besonders herausgestellt:
– Die Arbeit auf „wissenschaftlicher Basis mit Computern“ bei den großen Instituten
– Die Vermittlung durch eine „einfühlsame Persönlichkeit“, die (zumeist intuitiv) passende Menschen zusammenbringt.Bereits am 29. September 1650 wurde in London die erste „Begegnungsagentur“ von Henry Robinson gegründet, der auch als Immobilienmakler tätig war. In der Folge entstanden bald überall in London Institute, von denen es heißt, dass man dort für fünf Pfund Sterling ein „Gesuch“ aufgeben könne. Der Chronist vermerkt: „Die Basare sind jedoch oft Betrug, eine Vermittlung findet gar nicht statt“.
Es ist erstaunlich, dass sich an dieser Einschätzung auch im 20. Jahrhundert kaum etwas geändert hatte: „Unstimmigkeiten“ in den Auffassungen von Klienten und Betreibern beschäftigten daher nicht nur die Stammtische, sondern auch die Gerichte. Bei Wikipedia heißt es:
„Professionelle Heiratsvermittler haben in Deutschland aufgrund regelmäßig aufgedeckter Fälle von Betrug und einseitig auf Erzielung von Einnahmen – beispielsweise durch überhöhte Entgelte, den Kunden benachteiligende Vertragsklauseln oder Vortäuschung einer Vertragserfüllung durch die Vermittlung von „Partnern“, die für die Vermittlung arbeiten und von vorn herein keine Beziehung zu dem Kunden suchen, einen schlechten Ruf“.
Heute spielen traditionell arbeitende Ehevermittler insgesamt bei den Partnersuchenden nur noch eine sehr geringe Rolle. Zwar gibt es in den USA angeblich einen Trend zurück zum örtlichen Vermittler – jedoch muss er, wie jeder angebliche Trend, zurückhaltend betrachtet werden. Auch versuchen die Online-Vermittler dort bereits, zweifelnden Partnersuchenden durch persönliche Betreuung zu helfen, um diese nicht an die traditionellen Institute zu verlieren.
Inzwischen zeigt sich deutlich, dass die letzten Bastionen der Ehevermittler dort anzutreffen sind, wo man nicht öffentlich werden will, also beispielsweise im Kreis des Adels, der Politik, der „guten Familien“ und des Managements. Für die Mehrheit der Bevölkerung scheinen die Angebote allerdings inzwischen wenig attraktiv zu sein.