Übertrieben: Gefahren des Internetdating
Vor etwa 50 Jahren noch schien es insbesondere für Mädchen vom Lande sehr gefährlich zu sein, die große Stadt zu betreten. Die Stadt Stuttgart in Baden-Württemberg ist ein gutes Beispiel dafür. Dort war man der Meinung, die naiven, aus ländlichen Gegenden kommenden Dienstmädchen, Kindermädchen und Ladnerinnen vor den Gefahren des Molochs Stadt zu schützen – und man baute Wohnheime und eröffnete Begegnungsstätten – beides zumeist unter der Schirmherrschaft der Kirchen.
Nach und nach blieb diesen Einrichtigen freilich die Kundschaft weg – nicht etwa, weil die Stadt ungefährlicher wurde, sondern weil die Damen vom Land ihre Naivität inzwischen abgelegt hatten und selbstbewusst in die Stadt gingen.
Warum ich Ihnen dies schreibe? Weil ein Großteil der Autorinnen und Autoren partnersuchende Frauen offenbar für „Mädchen vom Land“ hält oder besser gesagt, für Bewohnerinnen einer naiven realen Gutmenschenwelt, in der jeder Mensch nichts als ein lieber Nachbar ist. Dem gegenüber steht nun das Moloch Internet, in dem geheimnisvolle Ungeheuer lauern, die gleich dem großen bösen Wolf nur darauf lauern, dass die armen Schweinchen, Rotkäppchen oder Geißlein unvorsichtig sind.
Nun, es gibt sie ja, die Ungeheuer. Aber sie sind so selten wie die „Gefahren der Großstadt“ und volljährigen, selbstbewussten Frauen mit etwas Interneterfahrung sollten sie keinen Schrecken einjagen.
