Keine Prognose für 2015 – außerhalb der Werbeaussagen ist alles lau
In diesem Jahr habe ich mich entschlossen, keine Neujahrsprognose über Online-Dating abzugehen – wie ich die sonst jedes Jahr tat. Der Grund liegt darin, dass der Sinn von Online-Dating immer mehr verloren geht. Wer heute eine Prognose abgibt, kann bestenfalls noch die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten gewisser Unternehmen voraussagen, die immer monströser erscheinen – solange, bis auch diese Blase zerplatzt.
Im Jahr, das nun vergeht, sind manche Träume geplatzt. Beunruhigend ist vor allem, dass die Edinburger Cupid-Gruppe sich aus dem Online-Dating-Geschäft zurückzieht, weil es nicht die erwünschten wirtschaftlichen Erfolge brachte. Friendscout24 wollte der neue Investor gar nicht erst mitkaufen, als die „Scout-Gruppe“ verkauft wurde. Segen oder Fluch? Nun ist das Unternehmen unter die Decke von Match.com gekrochen. Was letztlich bedeutet, dass „Match“ die größte wirtschaftliche Dating-Macht in Deutschland darstellt. Lediglich auf dem Gebiet der Online-Partervermittler existieren noch zwei namhafte, umsatzstarke deutsche Unternehmen, deren Zukunftsstrategien allerdings wenig transparent sind. Während man früher noch offen war und wenigstens etwas über die aktuellen Umsatzzahlen veröffentlichte, tut man heute nicht einmal mehr das – was ahnen lässt, wohin der Umsatz geht. Und der Ertrag? Schweigen im Walde. Da wagt man gar nicht danach zu fragen, wo denn der Nutzen für die Kunden liegt.
Aus der Sicht der Partnersuchenden gesehen verschwimmen ohnehin alle Wahrheiten in einem riesenhaften Nebel von Behauptungen. Niemand weiß, ob ein tatsächlich erfolgreiches „Match“ bei TINDER mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:100 oder 1:100.000 zustande kommt, und wer will es eigentlich wissen? Schließlich spielen Menschen auch Lotto, und bei diesem Spiel ist die Wahrscheinlichkeit des großen Erfolgs noch wesentlich geringer.
Ich habe dieses Jahr oft geschrieben, dass Menschen immer wieder Hilfe bei der Partnersuche benötigen werden. Also wird Online-Dating bleiben, auch ohne den „Großen Wurf“, auf den zumindest die Partnersuchenden bisher vergeblich warten. Vermutlich müssen sich die Menschen über 35 auch weiterhin darauf einrichten, entweder monatelang Spielchen zu spielen, indem sie Datenbanken durchwühlen oder den fragwürdigen „Empfehlungen“ der Unternehmen folgen, die ebenfalls relativ wertlos sind.
Doch was sie auch außerhalb der „Schiebebildchen-Applikationen“ aus eigener Initiative tun, kann als zahlenmäßig „ungleich erfolgreicher“ bewertet werden. Jedenfalls dann, wenn man mit „warmen Füßen und einem kühlen Kopf“ sucht.
Wenn Sie es besser wissen – na schön. Vielleicht schlafen Sie ja mit dem Kopf zur Wand oder hören die Flöhe husten.