Die Woche – Sensation ohne Wahrheit oder Wahrheit ohne Sensation?
Die Wahrheit ist ein so wertvolles Gut, dass man sie besser nicht wie die Perlen vor die Säue wirft – das ist die eine Sichtweise. Die deutsche Presse hat überwiegend die andere Sichtweise: Werft möglichst viele Plastikperlen unters Volk, denn danach gieren die – mir fällt es schwer, jetzt „Säue“ zu schreiben.
Journalismus: oft leider unglaubwürdig
Der Vorwurf gilt für den Boulevard wie für die angeblichen „Intelligenzblätter“. Journalismus heißt heute, alles unters Volk bringen, wonach das Volk giert: sensationelle Meldungen, deren Wahrheitsgehalt bestenfalls fragwürdig ist. Diese Nachrichten werden (nach dem Vorbild des Blogs von Ok-Cupid) gezielt und manipulativ an die Presse lanciert. Den Vogel abgeschossen haben dabei die Macher einer Trickverführer-Webseite, die über das Vehikel „Online-Dating“ beweisen wollten, dass Männer üblicherweise keine Gewichts-Betrügerinnen treffen wollen. Dazu hatte man eine an sich schöne, schlanke Frau solange verunstaltet, bis sie wahrhaftig „fett“ aussah. Normalerweise hätte man den Witzbolden die „Rote Karte“ geben müssen – aber die Presse tat so, als ob dies alles als seriöses Experiment abgelaufen sei. Ach ja: Und manche deutsche Zeitungsverleger wollen einfach nicht, dass ihre Wortbeiträge Beachtung finden – erstaunlich, welche es sind.
Online-Dating im Krimi? Aufhören! Aufhören!
Vielleicht ist das Privatfernsehen an der Sichtweise schuld? Sind wir nicht gewohnt, hier dauernd getürkte Dating-Geschichten zu sehen? Allerdings ist die ARD auch nicht besser: ein TATORT mit weiblichen Horrorgestalten, einer polizeilichen Piepsmaus – und als Aufhänger eine Zauberformel für Online-Dating-Kompatibilität.
Frauen über 40 – endlich Sinnvolles zum Thema
Mein Kernthema diese Woche sind (einmal mehr) Frauen über 40. Und zwar erstes: warum sie sich selbst bei der Partnersuche im Weg stehen – und zweitens, wie sich das leicht ändern ließe – wenn „frau“ denn beweglicher und offener wäre. Dazu passt auch die Meinung einer Dame über den Teil unseres Schamgefühls, der uns „angezüchtet“ wird.
Am Rande: was wäre, wenn sie/er ein bisschen SM sucht?
Die nackte Wahrheit: Alles ist so, wie es ist – ganz normal. Und dass es normal ist, ist eben auch beruhigend. Menschen, die SM-Beziehungen suchen, wollen nicht in erster Linie SM, sondern einen Partner, den sie lieben können und dürfen.
Die Wahrheit über moderne Profilfotos
Das sensationelle Thema diese Woche: die Wahrheit über Profilfotos. Bisher haben vor allem die PR-starken Leute von OK-Cupid sowie die „Abschreiber“ aller Couleur gewusst, welche Fotos wirklich gut sind. Ich selbst habe mich auf die „klassische“ Variante verlassen – was nicht falsch ist. Aber es gibt neue Erkenntnisse, die erneut auf die an sich bereits etwas angejahrte Philosophie der „sozialen Porträts“ beruhen. Wenn Sie es ein einem Satz hören wollen: Klassische, ausdrucksvolle Charakter-Porträts mit modernen sozialen Porträts mischen – das scheint die Lösung für bessere Erfolgsquoten zu sein. Und: In England gibt es sie bereits, die Fotografinnen und Fotografen, die darauf spezialisiert sind, Partnersuchende im Alltag fotografisch zu begleiten.
Wissenschaft: Flüchtig sezieren, nachhaltig behaupten
Die Wissenschaft will uns ständig bewiesen, dass Online-Dating unser Leben verändert hat. Die Welt wird dazu in zwei Teile zerlegt: Hier die Menschen, die sich auf die schöne, natürliche eise kennengelernt haben, dort jene merkwürdige Welt des Online-Datings. Typisch, dass man diesen Unsinn als Forschungsrundlagen nimmt, obgleich man nicht einmal genügen Vergleichspersonen hat. Und zwar ein bisschen atypisch, aber sehr erhellend: Trotz der schwachen Forschungsgrundlagen ist man mit Begründungen schnell bei der Hand. Ob dies wirklich etwas Licht auf die Glaubwürdigkeit der Forschung wirft? Nein – denn die Presse ist wieder einmal begierig, die dünne Suppe als Wahrheit unters Volk zu bringen. .
Gedöns: heiße Miezen und MILFs
Ey, mal gucken, worauf die Kerle wirklich stehen, nicht wahr? Wenn spärlich bekleidete, brustfreie oder schrittoffene junge Frauen nicht punkten, dann versuchen es die Sex-Dating-Anbieter eben mal mit Reife.
Ansonsten sah es mit dem Humor eher mau aus – und auch Pressemitteilung habe ich einmal mehr nicht aufgegriffen. Und an Sie, liebe Leserin, lieber Leser, geht diese Information: Wenn sie wirklich wissen wollen, wie Online-Dating funktioniert – eine einzige Frage an mich reicht. Ich beantworte sie Ihnen gerne.