Die Woche: Alles anders zu sehen hilft weiter
Die Wahrheit über Dating-Apps nach dem Wisch-und-Weg-Prinzip ist bitter, aber lehrreich: Da wächst eine Generation heran, die Dating mit Daddeln verwechselt, und ganz am Ende der Fresskette hocken die Betreiber und lachen sich ins Fäustchen: Pinke, pinke pinke …
Wer keine Sprache mehr hat, ist längst ein Opfer der Internet-Geier
Inzwischen ist „Kommunikation“ aka Gesprächs- und Dialogbereitschaft nicht mehr sonderlich en vogue – ein weiteres schwerwiegendes Hindernis auf dem Weg, einander wirklich zu verstehen. Auch dazu tragen die „Apps“ bei – keine Sprache mehr für niemanden, nur noch dümmlich-dreistes hin- und herwischen, „liken“ und alle der andere Schrott, den uns die Branche „sozialer“ Netzwerke und sozialer Apps aufs Auge drücken will. Fragt euch doch wenigstens einmal: „Handeln wirkliche Menschen unter realen Bedingungen so?“
Zu hart? Nein, noch nicht einmal hart genug. „Soziale Netzwerke“ entwickeln sich zu einer Gefahr für die Presse (auch die Blogs), wie wir sie heute kennen. Und sie werden nach und nach auf durchaus unterschiedlichen Gebieten zu einer Bedrohung. Im Moment weiß ich nicht, wie sich dies noch verhindern ließe.
Alltagstauglichkeit statt Psychologie
Umdenken hilft allenthalben. Wer sich ewig die Frage stellt, welche „Charaktereigenschaften“ (Persönlichkeitsmerkmale) er hat oder sich von anderen wünscht, der sollte einmal nachschauen, was eigentlich wirklich zählt, und ob die „Psychologie“ dabei überhaupt ein Mitspracherecht hat. Wir haben uns – dank einer gezielten Propaganda interessierter Kreise – daran gewöhnt, Psychologie Eigenschaften zu überschätzen und Merkmale der praktischen Alltagsgestaltung zu übersehen. Was hilft? Psycho-Test als nebensächlich zu betrachten – und sich mit Menschen zu treffen, um festzustellen, wie man über den täglichen Umgang miteinander denkt.
Das Date wesentlich nüchterner sehen
Das letzte und eigentlich entscheidende Thema ist das Date selbst. Es ist nötig, diesen Termin zu entlasten und zu entzaubern, und nicht ständig neu zu belasten und zu verklären. Warum sollte ich einen Menschen treffen wollen, wenn ich beim Daten mit Dutzenden von Regeln überfrachtet bin? Würde es mir wirklich Freude bereiten? Oder: Warum sollte ich eine einmalige Chance darin sehen, etwa Bestimmtes zu erreichen? Wäre es nicht sinnvoller, die Sache zu entkrampfen?
Der „Frust beim Date“ kommt zumeist daher, dass wir alle Erwartungen auf dieses Stündchen setzen. Wer glaubt eigentlich wirklich, dass alle, die „serös“ Daten, deshalb eine „feste Beziehung“ suchen? Und was ist überhaupt eine „Beziehung“? Sind Personen, die unbedingt heiraten wollen, überhaupt als Partner(innen) akzeptabel?
Wenn wir das Date völlig neu sehen, wenn wir nicht alles, sondern etwas dabei gewinnen wollen. Wenn wir die Erfahrungen dabei als nützlich betrachten und sowohl Misserfolge wie auch Missverständnisse schnell abschütteln würden … ja, wenn. Dann wäre das Leben wesentlich leichter.
Alles anders zu sehen hilft. Wer ständig nur dem Mainstream folgt, der muss auch damit leben, dass er (oder sie) alles erlebt, was einem mit einem Mitglied der Massen passieren kann. Und das ist, wie sattsam bekannt, ziemlich frustig.
Alles anders sehen? Das ist so, wie in Kleid zu kaufen, das dir wirklich passt –und sei’s in London. Oder wie ein Auto zu fahren, das dich nicht belastet, gleich, ob es vor der Tür chic aussieht oder nicht. Oder eben eben, Menschen bei Dates unter dem Gesichtspunkt zu beurteilten, ob du dich einfach – bei ihnen wohlfühlen kannst.
Na, dann erst mal eins schönes Wochenende. Sucht entspannt nach euren Partnern – im Mai verliebt sich auch die eine oder andere Person, sie so etwas „eigentlich nicht vorhatte“.