Bewerben II: Du suchst also einen Menschen für dich?
Ich nehme an, wenn du wissen willst, wie du dich bei anderen Menschen „bewirbst“, dann sucht du auch einen Partner oder eine Partnerin.
Richtig? Da also.
Bewerben hat etwas mit Mathematik zu tun, oder – damit du nicht erschrickst – mit Logik. Das interessiert dich nicht, wenn du einen Job suchst? Und erst recht nicht, wenn du einen Partner suchst?
Ganz falsch. Es sollte dich interessieren.
Warum du Arabella doch nicht nimmst, sondern Cindy
Die ideale Position ist diese: Person „A“ ist als solche attraktiv, aber Person „B“ auch. Es gibt wenige „A“ (sagen wir mal „wenige Frauen“), die so attraktiv als Partner für dich wären wie du, den ich jetzt mal „B“ nenne. Dann ist die Chance, dass beide zusammenkommen, enorm groß. Wenn du dich also bei „A“ als Partner anbietest, kann es sehr gut sein, dass sie dich „mit Kusshand nimmt“. Natürlich weißt du das nicht vorher, aber es gibt eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es so ist.
Nun triffst du deine „A“, sagen wie mal: Sie heißt Arabella. Sie erfüllt alle deine Wünsche und Träume, aber übernimmt nächstes Jahr ein Projekt in Südafrika. Das gefällt dir nicht, und also lehnst du ab und triffst dich demnächst mit „C“, vielleicht also Cindy. Cindy ist Bodenständiger, sie passt und sie will dich. Und du willst sie auch. Perfekt, nicht wahr?
Was uns das sagt? Alles kann super sein, und vielleicht warst du gerade der Spitzenbewerber bei Arabella. Aber es wurde trotzdem nichts. Und du hast wirklich gar nichts „falsch gemacht“ – es ist einfach so.
Warum das Herumschießen mit Schrot nichts bringt
Nehmen wir nun ab, du bist „O“. Du bist in einer Singlebörse, bei einer Online-Partervermittlung oder sonst wo und bewirbst dich bei allen Damen, die blond, verheißungsvoll lächelnd und gut bebrüstet sind. Was erwartest du? Warum sollte dich auch nur eine davon zu einem Date einladen? Die Mailboxen quellen sowieso schon über, und nun kommst auch noch du … ein weiterer Loser, der Frauen nach einem verheißungsvollen Äußeren auswählt.
Wir haben gerade aus der Forschung erfahren, dass sich im Online-Dating viele Menschen „nach oben mogeln“ wollen. Ob diese Studien nun einen Sinn hatten oder nicht: Viele Männer suchen neuerdings Partnerinnen, die nicht „in ihrer Liga spielen“ – sondern in einer höheren. Bei Frauen war das noch nie anders: Jede Regionalligistin, um im Bild zu bleiben, konnte versuchen, in die Bundesliga aufzusteigen. Und das Bild, das wir allgemein davon haben, bewahrheitet sich hin und wieder auch – selbst heute noch.
Dennoch sind solche Vorhaben Schrotschüsse ins Blaue – jedenfalls beim Online-Dating.
Wesentlich sinnreicher wäre es, eine begrenzte Anzahl von Menschen anzuschreiben, die „passen könnten“, aber keine Ausnahmeschönheiten und keine oder Ausnahmeverdiener(innen) sind, sondern ganz gewöhnlicher Durschnitt, wie du und ich. Da spielt übrigens ein bisschen Bildungs- oder Einkommengefälle lange nicht die Rolle, die ihm zugemessen wird.
Eigentlich heißt es klipp und klar: Wer wenig Angebote erhält, geht eher ein Date ein als jemand, der mit Angeboten überhäuft wird.
Wäre es da nicht eine Motivation für dich, über dich selbst und dien „Bewerbungsverhalten“ bei der Partnersuche einmal ausführlich nachzudenken?
Ich meine: Es würde sich lohnen.
Hinweis: Dieser Artikel gehört zu einer Serie „Die nackte Wahrheit über die Partnersuche“, die bewusst auf mehrere Medien verteilt wird. Artikel ähnlichen Inhalts und Zusammenfassungen erscheinen also innerhalb und außerhalb des „roten Fadens“, der hier verfolgt wird, auch in anderen Medien. Der Angelpunkt liegt bei „Sehpferd“.