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Tinder – wirklich ein Kulturschock?

Da ist er, der Kulturschock. Die bürgerliche Presse steht fasziniert vor ihm, kann ihn aber nicht einordnen. Er geht von Tinder aus – einem Marionettentheater, hinter dem sich echte Akteure verbergen, die den Betreibern von Tinder die menschlichen Ressourcen liefen – gratis und naiv. Wer sich anmeldet, wird Teil des Systems, macht Tinder noch bekannter, erhöht den Marktwert von Tinder. Der eigene Nutzen ist hingegen relativ begrenzt.

Das ist eigentlich schon alles. Doch nun kommen jene ins Spiel, die in Datingapps einen kulturellen Umbruch sehen. Viele US-Amerikaner meinen, damit sei ihre edel aufpolierte Dating-Kultur im Arsch. Stattdessen sehen sie den Teufel persönlich aus dem Mobiltelefon herausspringen, der dort per Datingapp lauert: Hook-up-Kultur würden sie produzieren, und dies sei völlig inakzeptabel. Wie bekannt, hatte dies schnell zur Reaktion von Tinder geführt: Nein, man habe keine Hook-up-Applikation, nicht einmal eine Dating-Applikation, sondern so eine Art soziales Netzwerk auf Mobiltelefonbasis.

So richtig glauben wollte es niemand und angebliche seriöse Statistiken „beweisen“ mittlerweile, dass Datingapps alles ander als seriöse Partnersuchmethoden sind. (1)

Oh Freunde! Übertreiben da nicht alle Seiten maßlos? Ist Tinder nicht eine Art Schüttelbecher, in dem auf hundert Nieten ein Gewinnlos kommt? Und wenn man den Gewinn abholt, wird es wirklich die freie Auswahl sein oder ein Trostpreis?

Vielleicht kann man sich auf langen S-Bahn-Fahrten ins Büro und zurück ja mal ein paar Hundert Bilder bewegen – das „Hot Or Not“-Spiel ist ja nicht ohne Reiz. Mal sehen, welche Frauen gerade neu dazugekommen sind, nicht wahr? Vielleicht kann man auch mal einen Kaffee mit einer von ihnen trinken, die man sonst niemals treffen würde, weil es sich ohnehin nicht lohnen würde, sie zu treffen. Und möglicherweise kann man mit ihr auch im Bett landen und sich dabei mal so richtig verausgaben. Auch schön, sicher.

Nur: Kann mir bitte mal jemand sagen, was daran so „geil“ ist, dass sich die Kultur verändert? Haben wir nicht schon mit ein paar Dutzend Frauen Kaffe getrunken, bei denen wir froh waren, dass wir uns mit ihnen nicht zum Abendessen verabredet hatten? Gab es vorher niemals Frauen, die es locker nahmen, mal fremder Leute Betten kennenzulernen?

„Je mehr sich ändert, um so mehr bleibt alles beim Gleichen“, sagt ein französisches Sprichwort. Wie mir scheint, gibt es bei Apps, sozialen Netzwerken und Datenaustauschdiensten nur einen Gewinner: die Betreiber, die mit unseren Daten herumjonglieren. Für die ernsthaft Partnersuchenden bleibt alles gleich: Gut Ding will Weile haben. Vielleicht findet mal jemand heraus, pro wie viel „Wischungen“ es a) eine Beziehung und b) einen ONS gibt. Ich vermute: Es sind viel zu viele, um sich auch nur die Mühe zu machen. Und Sie? Wischen Sie noch oder Wuscheln sie schon?

(1) Daten dazu finden Sie bei gmanetwork.

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