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Irritation der sexuellen Orientierung und deren Krankheitswert

Nicht eindeutig? Dann eben nicht ...

Nicht eindeutig? Dann eben nicht …

„Irritationen“ hinsichtlich der sexuellen Entwicklung haben ein Etikett: „ICD10 F66“ oder „sexuelle Reifungskrise“. Allerdings wird diese Klassifikation zunächst dadurch eingeschränkt, dass diese Irritationen oder Desorientierungen mit psychischen Problemen verbunden sein müssen, wie etwa Ängste oder Depressionen.

Die Diskussion darüber, ob auftretende homosexuelle Wünsche in der Pubertät psychologisch behandelt werden müssten, geht auf einen Psychologenstreit zurück. Nachdem Homosexualität jahrzehntelang als „psychologische Abweichung“ betrachtet wurde und als behandelbar galt, wurde in die ICD10 F66 ein gesellschaftspolitischer Kompromiss eingearbeitet. Seither (1992) gib es dien Begriff der sexuellen Egodystone (Ichdsytone). (F66.1) Der Wortlaut ist interessant:

Die Geschlechtsidentität oder sexuelle Ausrichtung (heterosexuell, homosexuell, bisexuell oder präpubertär) ist eindeutig, aber die betroffene Person hat den Wunsch, dass diese wegen begleitender psychischer oder Verhaltensstörungen anders wäre und unterzieht sich möglicherweise einer Behandlung, um diese zu ändern.

Diese Möglichkeit erlaubt also der Psychobranche, einen Menschen zu behandeln, der im Prinzip homosexuell ausgerichtet ist, aber gerne möchte, dass sich dieses ändert, weil er damit psychische Probleme oder Verhaltensprobleme hat. Da fragt sich natürlich, wie man eine sexuelle Ausrichtung so behandeln kann, dass sie sich dauerhaft verändert und welcher Sinn darin liegen soll.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt nun vor, den Abschnitt (F66) ganz zu löschen – was durchaus verständlich ist, denn Ängste und Depressionen verschiedener Ausprägung sind ja nun wahrlich nicht ungewöhnlich in der Pubertät.

Quellen:

Sciencemag, WHO F66 (englisch)F66 (deutsch)

Bild: Auszug aus „La Prostitution Contemporaine“ (1884)

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