Hormone bestimmen das Bett, der Verstand den Tisch
Haben wir es nicht schon zur Genüge gelesen, dass Männer vom Mars sind und Frauen von der Venus? Nette kleine Büchlein zum Verschenken, die sich mal eben auf der Reise von Stuttgart nach Karlsruhe durchblättern lassen – und die man dann getrost im Zug liegen lassen kann?
Nun kommt die Krönung dieses Unfugs – eine angebliche Beschreibung des weiblichen Gehirns von einer gewissen Louann Brizendine, die im fernen San Franzisko eine Klinik für Hormonbehandlungen leitet – und siehe: Das Frauengehirn ist hormongesteuert und tickt daher völlig anders.
Auf einer Datingseite las ich neulich einen ähnlichen Unsinn. Frauengehirne ticken nämlich nicht ständig anders, sondern nur gelegentlich – dann nämlich, wenn Hormone besonders kräftig geflutet werden. Dass Männer dann gelegentlich auch anders „denken“ dürfte bekannt sein – und neu ist das alles nicht, sondern vor allem lästig zu lesen.
Fast jeder Mann hat während seiner Beziehungslaufbahn schon entdeckt, dass Frauen manchmal anders denken – und jede Frau weiß dies von Männern. Beide Geschlechter stellen sich beizeiten darauf ein – und das ist gut so – und wenn man einmal die erste Fazination und spontane emotionallen Wallungen außer acht lässt, dann spielen bei der Partnerwahl ganz andere Faktoren eine Rolle, als diejenigen, die in den Büchern beschrieben werden – Muitter Natur wentwickelt starke Kräfte, um Paare ins Bett zu zerren – und Mutter Verstand entsprechende Kräfte, um sie auch an einen gemeinsamen Tisch zu bringen. So einfach ist das.
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