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Das Märchen von der Auswahl des Partners

Märchen und Sagen gelten nicht für die Partnerwahl

Märchen und Sagen gelten nicht für die Partnerwahl

Es war einmal ein Edelkrämer, der hatte fünf Sorten Konfitüre im Angebot. Ei, dachte der Krämer eines Tages, wenn ich denn 50 Sorten hätte, so würde ich viel mehr Kunden anlocken und größere Umsätze machen. Also besorgte sich 50 Sorten, stellet ein riesiges Regal dafür auf – und machte weniger Umsatz als bisher. Schlaue Marketing-Leute haben dafür eine Erklärung, die überlasse ich gerne den Schlaumeiern.

Doch wenn wir die Sache auf die Partnersuche, insbesondere auf Online-Dating anwenden wollen, sehen wir sofort: Das Beispiel ist großer Mist. Denn während die Konfitüren-Gläser beim Krämer einfach herumstehen und eingesackt werden könnten, trifft das auf Menschen nicht zu.

Die Auswahl ist fast nie „riesig“

Ich habe schon oft geschrieben, wie groß die Auswahl wirklich ist. In den wenigen deutschen Millionenstädten mag sie bei über 100 Personen liegen, in den Großstädten sind es gegen 50, in den Klein- und Mittelstädten oft nur gegen fünf. Ich gehe bei diesen Zahlen davon aus, dass Sie sich auf ein Geschlecht beschränken, eine gewisse Entfernungsvorstellung haben, sich ein passendes Alter und eine ähnliche Bildung wünschen und noch zwei andere Kriterien für die Suche haben, die unbedingt erfüllt werden müssen. Dann kommt noch ungefähr eines von 1300 Mitgliedern in Ihrer Region infrage. Je kleiner Ihre Region oder ihre Umkreissuche ist, umso weniger Mitglieder erreichen Sie – soviel zur „großen Auswahl“.

Die Auswahlmethode: Fast nie die freie Auswahl – für niemanden

Ich will nun gerne zu meinem eigentlichen Anliegen kommen, der Auswahlmethode.

Ich habe in meinem Leben noch sehr selten Frauen und Männer getroffen, die auch nur zwischen zwei Partner(inne)n auswählen konnten. Auswählen bedeutet ja: Beide sind etwas gleichwertig, und beide müssen mich als Suchenden auch noch unbedingt wollen. Was im „realen Leben“ schon selten ist, ist im Online-Dating noch eine Spur unwahrscheinlicher. Wer mit zwei oder gar drei Personen „Paralleldating“ veranstalten will, wird sich bald in einer ausweglosen Position befinden: Er oder sie kann nicht allen „schön tun“ und zugleich alle hinhalten. Abgesehen davon, dass diese Taktik gemein und hinterhältig ist, fordert sie auch eine stabile, ja beinahe verhärtete Psyche. Der Erfolg ist zumeist mäßig, da die meisten Menschen nicht über „perfekte Datensammler“ verfügen, die die Emotionen auch tatsächlich einsammeln, einordnen und bewerten können. Lassen sie sich nichts vormachen und machen sie sich nichts vor: Paralleldating ist eine Form des Selbstbetrugs. Sie ist und bliebt ein Auswuchs der US-amerikanischen Teenagerkultur und hat unter Erwachsenen nichts zu suchen.

Wie wählen wir tatsächlich aus?

Wie wählen wir wirklich aus? Sämtliche Forschungen zu diesem Gebiet sind das Papier nicht wert, auf dem sie verbreitet wurden. Die meisten gehen davon aus, dass der Suchende die freie Wahl unter mehreren Kandidaten/Kandidatinnen hat. Allein der Blödsinn, der in diesem Satz steckt, wird von vielen Forschern gar nicht wahrgenommen. Denn so gut wie niemand hat die „freie Wahl“, weil andere auch wählen, und weil die Erwählten sich auch weigern können.

Bei der Partnersuche unter Erwachsenen gehen wir am besten davon aus, dass wir nicht jeden Tag suchen. Selbst im Online-Dating, wo dies möglich wäre, verwenden wir (hoffentlich!) auf die Vorauswahl viel Zeit, sodass sich die Suche über einen Zeitbereich von wenigstens vier bis 12 Wochen ausdehnt.

Auswahl für „erfahrene“ Sucher

Sind wir erfahren, so vergleichen wir den ersten Partner, den wir treffen, mit der Ahnenreihe unserer Partner und ordnen ihn als schlechter, gleichwertig oder besser ein. Nun kommt der Knackpunkt: Wir können sagen: Waren die „Ex-Partner“ im Grunde gut, so reicht für den neuen Partner „gleichwertig“. Waren die Ex-Partner eher gemischt, so wird zumeist nach einem besseren Partner gesucht, manchmal aber auch nach dem „miesen, aber bekannten Muster“. Tritt der letztere Fall ein, so sprechen Frauen gerne davon, „immer an den Falschen“ zu geraten.

Unerfahrene brauchen eine „Lehrzeit“

Sind wir unerfahren, so setzen wir den ersten möglichen Partner, den wir treffen, als Orientierungspunkt. Was genau in unserem Hirn abläuft, ist dabei unerheblich – aber in den meisten Fällen hat er keine Chance, weil wir ja an die Wahlmöglichkeit glauben, wenn wir suchen. Manchmal eignet sich dieser Mensch für einen ONS und ob Frau oder Mann – er wird ebene gelegentlich dafür benutzt. Beim zweiten möglichen Partner haben wir dann einen Vergleich – dieser Partner kann schlechter, gleichwertig oder besser sein. Wer lernfähig ist, wird nach und nach herausfinden, welche Partner für ihn infrage kommen – und das ist nicht ausschließlich vom Suchenden abhängig. In der Regel nivelliert sich das Niveau, auf dem man datet, sodass die Singles dann überwiegend Partner finden, die „ihrem gewählten Durchschnitt“ entsprechen, was letztlich bedeutet, dass alle mehr oder weniger gleichwertig sind. Aber die Wahl hat man dennoch nicht, denn sehr, sehr selten stehen beide „zugleich zur Verfügung“.

Lösungen in Hülle und Fülle – aber viele bevorzugen Un-Lösungen

Es gibt viele Lösungen, um diesem Dilemma zu entgehen: rationale, methodische, spontane, pragmatische oder auch bedarfsorientierte Lösungen. Aber es gibt nur eine Unlösung: „Auf den nächsten Partner zu hoffen“ (1). Leider ist diese Pseudo-Lösung inzwischen zum Markenzeichen von notorischen Online-Suchern geworden.

Die Liebe Pur wird dies Thema in diesem Jahr noch oft ventilieren. Es ist inzwischen zu einem Kulturphänomen geworden, dass weit hinein in die Gesellschaft reicht und jedem Einzelnen, aber auch der Gemeinschaft, großen Schaden zufügen kann. Kurz: Es ist ein Politikum.

(1) Wenn Sie mehr über Lösungen wissen wollen, schreiben Sie bitte an die Redaktion oder an mich persönlich.
Bild (Ausschnitt) von Edmund Dulac, Illustrator vieler Märchen und Sagen.

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