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Verführungskraft, erotisches Kapital und Frauenliebe

Noch Fragen? Meine Gattung weiß es genau!

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Die Tatsache, über die ich heute schreibe, gehört zu den am meisten unterdrückten Informationen über die Sexualität schlechthin.

Machen wir zunächst einen kurzen Ausflug in die Zeit unserer Großväter. Damals behauptete man, die männlichen Alphatiere würden – teils nach bestandenem Kampf mit dem „Nebenbuhler“ die bereitstehenden Weibchen besteigen, ohne dass diese jemals eine Wahl hätten. Die Gazetten überboten sich darin, „Neandertalerwitze“ zu verbreiten, in denen das starke Alphamännchen die zuvor mit der Keule betäubte Frau an den Haaren in die eigene Höhle schleppen würde. Sicher, das waren „nur“ Witze. Aber auch die „Gebildeten Stände“ glaubten damals, der Partnersuche ginge im gesamten Reich der Säugetiere, vor allem aber bei deren Krönung, dem Menschen, ausschließlich vom Manne aus.

Trickverführer und Feministinnen – im Geiste vereint

Glauben Sie es auch? Eine große Anzahl von Männern glaubt es offenbar. Sie denken, man könne „Frauen flach legen“, indem man eine bestimmte Alpha-Männchen-Haltung an den Tag legt. Aber nicht nur die unsäglich geschwätzigen Trickverführer (PUAs) glauben es. Sie gehen hier eine merkwürdige Koalition mit den Feministinnen ein, die diesen Glauben auch hochhalten, freilich aus einem anderen Grund. Nur wenn die Alpha-Männchen selbstsüchtig und brutal jede Frau besteigen, die nicht „bei drei auf den Baum geklettert“ ist, kann die feministische Theorie aufrechterhalten werden, dass Frauen nicht die Auslöser männlicher Begierden sind.

Glaubensfrage Verführungskraft?

Wir wissen: das alles ist eine Glaubensfrage, keine Tatsache. Die meisten Säugetiere, unter ihnen auch Haustiere wie Hündinnen und Kätzinnen, denken gar nicht daran, „jeden ranzulassen, der kommt“. Das Leibniz-Institut für Zoo-und Wildforschung beispielsweise weiß:

Je mehr man über die Vorgänge der Partnerwahl bei Tieren herausfindet, umso deutlicher zeigt sich, dass die Evolution der Fortpflanzungsstrategien häufig eine weibliche Handschrift trägt. Bei vielen Tierarten sind es die Weibchen, die sich nach bestimmten Kriterien für ein Männchen entscheiden.


(Weiter unter dem Bild mit: Flirten und Verführen)

Wer verführt wen?

Wer verführt wen?

Flirten und verführen – das Privileg der Frauen

Es wäre völlig unsinnig, wenn ausgerechnet die Primaten andere Kriterien hätten, und so ist es auch: Ein ausgeprägtes „Flirtverhalten“ kennen wir bei den Menschen nahezu ausschließlich von Frauen. Das „Flirtverhalten“ ist dabei sozusagen die gesellschaftlich akzeptierte „Miniaturisierung“ der Verführungskunst. Sie ist, so meinen die meisten Wissenschaftler, den Frauen angeboren und wird während der „Jungmädchenjahre“, heute meist als „Teenagerzeit“ bezeichnet, zur Blüte getrieben.

Dr. Héril wagt, die Tatsachen zu benennen

Der französische Psychologe Dr. Alain Héril wagt es, die Tatsachen zu beschreiben, die sonst ungesagt bleiben, und sehr kurz gefasst heißen sie so:

Der Eintritt in die Sexualität bietet viele neue Entdeckungen … (für junge Frauen) …. Zwei der bedeutsamsten: die Fähigkeit, zu verführen … und eine leichtere Entwicklung der Liebe und Annahme der eigenen Person.

Vermutlich bekommen die Feministinnen nun Schaum vor dem Mund: wie bitte? Das Selbstbewusstsein einer Frau entwickelt sich vor allem aus der Fähigkeit, zu verführen? Da muss man doch vorsorglich die Gedankenpolizei rufen, um solche Aussagen zu verhindern!

Unsere Gehirne sind gleich – die Steuerung weicht ab

Offenbar haben die Feministinnen einen Fehler gemacht: Die Gehirne von Frauen und Männer sind zwar gleich, was die möglichen Denkleistungen angeht, aber nicht darin, wie sie angesteuert werden. Die Möglichkeit, durch die Verführungskraft ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein zu erzeugen ist durchaus plausibel. Sie ist mindestens gleichwertig mit dem Selbstbewusstsein, das aus Bildung, Einkommen und Macht erwächst.

Erotisches Kapital – nötig, aber umstritten

Viele Frauen sind auch – wie ich meine mit Recht – Stolz darauf, die Verführungskraft ausgebaut zu haben. Die Soziologin Catherine Hakim hat gar ein Buch darüber geschrieben, das bei Feministinnen selbstverständlich in Verruf steht: „Erotisches Kapital.“ Zitat aus dem Klappentext:

Bewusst eingesetzte Attraktivität gilt als anstößig, dabei spielt das gewisse Etwas für den sozialen Aufstieg eine ebenso große Rolle wie die Ausbildung.

Dabei sind manche Frauen nicht nur Stolz auf die Verführungskraft gegenüber Männern. Auch bisexuelle und lesbische Frauen berichten voller Stolz darüber, wie sie ihre Verführungskraft gegenüber anderen Frauen eingesetzt haben.

Verführungskraft auch ohne Sex nutzbar

Auch ohne körpernahe Sexualität wirkt die verführerische Kraft: Sekretärinnen lenken ihre Chefs, weibliche Gruppenmitglieder in Arbeitsgruppen können das Team nachhaltig beeinflussen. Nicht zuletzt versuchen Vertreterinnen, Lobbyistinnen und PR-Frauen, ihren Charme dafür zu verwenden, dass Kunden, Redakteure und sogar Politiker ihre Entscheidungen zugunsten der Unternehmen fällen, die sie repräsentieren.

Im Alltag allerdings – dies muss wohl bemerkt werden – konkurrieren die Verführungsabsichten der Frau bei der Partnersuche oftmals mit dem Sexualverhalten des Mannes. Machen wir einen erneuten Ausflug zu den Zoologen?

Sozial lebenden Säugetieren setzt der Kampf um einen geeigneten Geschlechtspartner besonders stark unter Druck. Oft müssen sie sich sogar intensiver an ihre Rolle im Konflikt der Geschlechter anpassen, als an die Herausforderungen ihrer Umwelt.

Anpassung und Konflikt – in der Sexualität brisant

Es lohnt sich, den Satz zu verinnerlichen, der zwar für die Evolution gilt, aber doch starke Zeitbezüge hat: Die Herausforderungen der Umwelt entsprechen heute am besten dem Gelderwerb, der bei vielen Menschen in die Karriere mündet. Hier ist Anpassung wichtig – und sie wird auch befolgt, ohne dass Frau und Mann nennenswert murren. Doch bei den bestehenden Rollenkonflikten beginnen wir Menschen zu streiten, zu hadern und sich gegenseitig zu beschuldigen, wahlweise geile Böcke oder luderhaft lebende Schlampen zu sein.

Am besten wäre, damit aufzuhören. Wir sind Bestandteile der Natur, die mit der Vernunft begabt sind, Tatsachen sehen zu können. Leider trifft dies noch nicht für alle Menschen zu.

Quellen:

Für die Zoologie: IZW, Berlin
Für Dr. Héril: PSYCHOLOGIES, Printausgabe.
Für Catherine Hakim : Klappentext des Buches.

Bildquelle: (oben) © 2013 by liebesverlag.de unten: Illustration um 1910.

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