Der „Dating-Experte“, der Gottes Wille pervertiert
Dating-Experten sollten in jedem Fall so beraten, dass ihre Klientel den gegebenen Möglichkeiten und unter Berücksichtigung Ihrer Wünsche eine realistische Chance haben, ihre Ziele auch durchzusetzen.
US-amerikanische Autorinnen und Autoren finden das oftmals nicht. Sie sagen uns, wie Frauen (Mädchen) und Männer (Jungen) zu sein haben, damit sie zueinanderfinden. Das Stichwort heißt: Bevormundung.
Kürzlich kam es an einer Highschool zu einem Eklat: Der Religionsfanatiker Justin Lookadooo, der sich selbst als „Dating Experte“ ausgibt und unter diesem Kürzel an Schulen Vorträge hält, wurde bezichtigt, sexistische Tendenzen zu vertreten – und genau so ist es auch. Allerdings hat er nur die Regeln „evangelisiert“, nach denen US-Girls angeblich „daten“ sollen, um glücklich zu werden.
Aber nicht nur die Regeln für „Girls“ spotten jeder Beschreibung – vor allem das Männerklischee empfinde ich als unerträglich. Auf einen Nenner gebracht heißt dies: Sanftes und freundliches, mädchenhaftes Wesen trifft starken, risikofreudigen und abenteuerlustigen Mann. Denn die „Männer Gottes sind wild, nicht gezähmt“. So weit – na ja. Aber wenn sie sich treffen, soll der Mann sich daran erinnern, dass Gott von ihm Selbstkontrolle verlangt, und er solle stets sein Gewissen fragen, was wohl Gott zu seinem Verhalten sagen würde. Äh, wie bitte? Seid fruchtbar und mehret euch?“ Das war wohl nicht gemeint. Gottes Wille? Mich erstaunt immer wieder, wie viele Leute Gott so gut kennen wollen, dass sie anderen sagen könen, was „sein Wille“ ist.
Experten aus der Psychotherapie würden zudem sagen: „Oh, das sind ja alles Doppelbindungen“. Du bist ein wilder Abenteuerer und das Risko herausfordernder Kämpfer – aber wehe, du versuchst, dies bei einer Frau durchzusetzen.
Die Huffinton Post wetterte berechtigterweise:
Justin Lookadooo ist in keiner Weise qualifiziert, vor Kindern in öffentlichen Schulen zu sprechen (gemeint waren Jugendliche). Herr Lookadooo ist ein religiöser Redner, dessen religiöse Bücher in religiösen Verlagen herausgegeben wurden.
Dem wäre nichts hinzufügen. Es sei denn, man würde sich einmal diesen Satz einer deutschen Webseite (garantiert nicht religiös) ansehen (auch in der Liebe Pur bereits zitiert):
Anders als bei einer Frau, die aus Sicherheitsgründen Informationen zurückhält, wirken nicht offene Männer bzw. Männer, die falsche Informationen preisgeben, nicht vertrauenswürdig.
Sexistisch? Sexistisch ist, wer Frauen als den edleren Teil der Menschheit ansieht und Männer damit herabwürdigt. Oder etwa nicht?