Polyamorie – nichts als eine Liebes- und Lebenslüge?
Allein das Wort ist schon ein Fehlgriff: Polyamorie ist ein falsches Etikett für Beziehungen, in denen ein Mann mit mehreren Frauen schläft und die Frauen darin eingewilligt haben. Denn eigentlich wäre nichts dagegen einzuwenden, dass ein Mann oder eine Frau mehrere Personen in ihrem Umfeld emotional oder physisch attraktiv findet und sie auf die eine oder andere Art auch „liebt“. So gut wie alle Frauen, die ich jemals kennenlernte, behaupteten, „besonderer Beziehungen“ zu ihren Freundinnen zu haben, die sie nicht erklären konnten – und es waren sehr selten sexuelle Beziehungen. Auch zwischen Männern gibt es immer wieder diese für Frauen „eigenartigen“ Freundschaften, die über das gemeinsame Saufen und Erinnerungen an die „wilden Jahre“ hinausgehen. Was verbindet diese Frauen? Was diese Männer? Niemand weiß es so genau, denn wen wir lieben und wie wir jemanden lieben, ist unsere ureigene Angelegenheit – sie geht alle anderen einen feuchten Kehricht an.
Polyamorie – das Internet-Monster ohne sozialen Hintergrund
Polyamorie ist eine Internet-Hype. In Wahrheit verbirgt sich dahinter der Wunsch mancher Männer, sich einen kleinen Harem aufzubauen, der nach belieben frequentiert werden kann. Das eigentlich Erstaunliche ist, dass diese Männer dafür sogar willfährige Frauen finden. Fragt man diese Frauen „offiziell“, so sagen sie, dass sie niemals Probleme damit hätten, dass ihr Freund auch andere Frauen beschläft. Allerdings stellt man bald fest, dass bestimmte, tiefer gehende Fragen nach der Intimität nicht beantwortet werden. Sobald man diese Frauen auffordert, doch ihre Gefühle einmal ausführlich zu beschreiben, blocken sie ab. Frauen, die in dauerhaften polyamoren Beziehungen führen, kann man selbst mit den schärfsten Lupen nicht finden. Wenn eine Frau „poly“ lebt, dann hat sie zumeist „Sex a la Carte“, aber keine familienähnliche Bindung an ihre Partner.
Die Parship-Psychologin Barbara Beckenbauer sagte dazu:
Für viele Männer mag der Gedanke im ersten Moment verlockend sein, mehr als eine Partnerin zu haben und diese Partnerschaften auch offen leben zu können. Doch es ist fraglich, ob sie dies ebenso aufgeschlossen sehen würden, wenn nicht sie, sondern ihre Partnerin mehr als eine Beziehung unterhalten würde und sie ihre Liebe teilen müssten.
Der Knackpunkt liegt also im Ungleichgewicht: In der „polyamoren“ Beziehung kommen nicht wirklich „Gleichgesinnte“ zusammen, denen wechselnder Geschlechtsverkehr ein Anliegen ist. Es sind vielmehr Menschen, die einem „Führer“ oder einer „Führerin“ folgen. Er oder sie können innerhalb der daraus entstandenen Gruppe ziemlich beliebig entscheiden, wen sie wann und warum vögeln wollen – oder eben auch „lieben“ – was immer damit gemeint ist. Übrigens gibt es deutlich weniger Frauen, die in „polyamoren Beziehungen“ führen.
PARSHIP Schweiz enthüllt – kein Bedarf an Polyamorie
Dazu hat PASRHIP Schweiz entsprechende Zahlen erhoben (Zitat)
Auch wenn sich 29 % der befragten Männer durchaus offen gelebte Mehrfach-Beziehungen vorstellen könnten, stehen diesen Gedankenspielen nur 9 % der Frauen offen gegenüber. Dass es tatsächlich nur Gedankenspiele sind, zeigt die Tatsache, dass lediglich 3 % der Befragten in polyamoren Beziehungen leben. 67 % der Männer und 88 % der Frauen lehnen Mehrfach-Partnerschaften kategorisch ab.
Geliebte auf Abruf statt sozial integrierte Frau?
Auch hier muss man ergänzend einwenden, dass sogar die Frauen und Männer, die sich Mehrfach-Bezihungen „vorstellen“ könnten, oft keine Ahnung davon haben, was sie in diesen Beziehungen erwarten könnte. Geliebte auf Abruf wäre für eine Frau vermutlich die wahrscheinliche Lebensform als voll-intergrierte, sozial abgesicherte Zweitfrau. Bei Männern trifft dies wohl am ehesten auf die armen Kerle zu, die sich als „Friends With Benefits“ titulieren lassen müssen – in Wahrheit sind sie zumeist auch kaum mehr als „Rammler für die passende Gelegenheit“.
Immerhin – die Menschen in der Schweiz (und möglicherweise auch in Deutschland) scheinen vernünftiger zu sein als die vorauseilenden, geschwätzigen Ideologen, die „Polyamorie“ wie Sauerbier anbieten. Angeblich ist es die Beziehungsform der Zukunft – aber es könnte auch ganz anders kommen. Denn sobald die Zeiten des Prassens und der Verschwendung einmal vorbei sind, rücken die Menschen wieder näher zusammen – und schenken einander ihre volle Aufmerksamkeit, ihre Liebe und ihre Körper – weitgehend exklusiv.
Bild: „Die ägyptischen Tänzerinnen“ (etwa 1893), Ausschnitt.
Dieser Artikel wurde unter Verwendung von Pressematerial von PASHIP.ch erstellt.
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