Wenn Frauen „nein“ zur Liebesnacht sagen
Die älteren unter uns Männern durften noch scherzen: «Wenn eine Frau „nein“ sagt, dann meint sie „vielleicht“, und „vielleicht“ heißt bei Frauen früher oder später „ja“».
Heute dürfte sich kein Mann mehr auf die Straße wagen, der dergleichen von sich gibt. Das ist völlig berechtigt, denn Menschen sind Individuen, die man nicht über „einen Kamm“ scheren kann. Der Flirt ist immer und überall in erster Linie ein Spiel, bei dem niemand alle Karten sofort aufdeckt. Wer was, wann, wie und in welchem Tonfall sagt: Wir wissen selten auf den ersten Anhieb, was gemeint ist. Es gehört zum Reiz des Flirts, es herauszufinden.
In der Praxis sagen wir einem Flirtpartner ja sehr selten „Nein“, und fast niemals „ja“. Die finale Frage: „Hast du Lust auf Sex mit mir?“ wird in dieser direkten Weise nur sehr selten gestellt, und sie ist auch nicht besonders intelligent. Die Frage wird verbrämt hinter floskelhaften Umschreibungen: Ob man noch Zeit habe, ob man noch woanders hingehen wolle, ob man noch Lust auf ein Glas Champagner oder einen Kaffee hätte und dergleichen. Die Frau erwartet meist vom Mann, dass er spürt, wann der richtige Zeitpunkt ist, um sie mit Umschreibungen ins Bett zu bitten. Viele Frauen reagieren inzwischen gekränkt, wenn sie nicht in dieser Weise gefragt werden, auch wenn sie keinen nächtlichen Austausch von Körperflüssigkeiten wünschen. Aber wenn jemand gar nicht fragt? Dann nehmen inzwischen einige Frauen an, nicht attraktiv genug zu sein. Ist seitens der Frauen der dringende Wunsch vorhanden, das Date noch bis um Morgen zu verlängern, so schlagen sie inzwischen häufig selbst etwas vor. Den Spatz heute in der Hand zu halten ist eben oft leichter, als morgen die Taube vom Dach zu locken.
Mir scheint, die Frage nach dem „Ja“ und „Nein“ ist inzwischen auf der Ebene einer akademischen Diskussion angekommen. In Wahrheit wissen Frauen ganz gut, wie sie vorgehen müssen, wenn es ultimativ „Nein“ ist – und wenn die Männer dann immer noch drängen, dann können Frauen heute auch ruhig noch deutlicher werden – oder sich „auf Französisch“ verabschieden. Das ist nicht Ordinäres, auch wenn´s Ihnen vielleicht so klingt: In den dunklen Zeiten deutscher Kaiserbärte und deutscher Überheblichkeit waren die Franzosen immer die Buhmänner. Den Briten geht es nicht anders: Für sie heißt es „going Dutch“ – sich auf Holländisch verabschieden.
Ach ja – die Jungs, die Frauen an Bars und anderwärts ins Bett zu labern versuchen, und darüber leider sogar noch Bücher schreiben, sollten sich schämen. Ein „Ja“, das nicht so gemeint ist, ein abgepresstes „Ja“? Dieses „Ja“, das unter ständigem Laberdruck und Alkoholkonsum zustande gekommen ist, ist kein wirkliche „Ja“, sondern heißt „bevor du mich noch länger volllaberst und drangsaliert, schlafe ich halt mit dir„. Nun, die Jungs scheinen es nötig zu haben – was ist denn so eine Eroberung wert?