Das Kaufdate: Date aus Neigung, Lust oder – gegen Bezahlung?
Dass man Dates kaufen kann, haben wir ja schon mal gehört. Sei es nun das komplizierte Arrangement von „PayMyDate“ oder die „Auktionen“, bei denen Dates „versteigert“ werden.
Was man dabei versteigert oder ersteigert, ist oft nebulös, denn konkrete Angebote machen eigentlich nur Huren. Zwar annoncieren in einer Rubrik „Blinddate – no Sex“ auch weiterhin Damen, doch wenn die Dame für ein „romantisches Abendessen“ bereits 200 Euro verlangt (plus Fahrkosten, Dinner und Getränke), dann könnte man sich zumindest vorstellen, dass für ein paar Hunderter mehr in der Brieftasche auch noch mehr „drin“ ist.
Wie weit ist eigentlich der Weg von „Causal Dating“ zum „Sex Date“? Oder, mit anderen Worten: Wo hört die Hingabe aus Lust auf und wo beginnt „Sex gegen Geld“?
Die Grenzen zwischen Prostitution und Dates sind keinesfalls klar abgesteckt
Die Grenzen seien klar abgesteckt, erklären die Naiven: Wo Geld fließen würde, sei es Prostitution, wo man sich aus Neigung in die Horizontale begäbe, sei es Lust. Naiv ist die Sache deshalb weil der Austausch „Bargeld gegen Sofortsex“ nicht immer und überall greifen würde. Manchmal würde man eben wirklich „nur Begleitung“ offerieren, wie die 200-Euro-Dame, oder eben „nur ein Date“, damit man vielleicht einmal mit einer schönen Frau gesehen wird. Auf der anderen Seite: In der K. & K.-Monarchie war es üblich, sich bereits für ein großes Abendessen hinzulegen, und ähnliche Berichte gibt es aus den 1950er-Jahren in Deutschland. In Südafrika ist es üblich, dass sich den Männern wirklich dezent aussehende Damen nähern, die sich Männer aus „reiner Leidenschaft“ hingeben – wenn man ihnen vorher einen kleinen Beitrag zum Lebensunterhalt anbietet. Sie wären absolut beleidigt, wenn man sie als „Huren“ bezeichnen würde.
Online-Dating: Wie hoch ist Ihr Preis?
Nun aber hat die Dating-Branche das lukrative Geschäft entdeckt. Das „Geldmachdating“ (Make Money Datingâ„¢) wurde erfunden, und die Webseite trägt dann auch gleich mal den Namen: WieIstDeinPreis? (Whatsyourprice.com)
Dem Anbieter ist keine Argumentation zu dümmlich, um für seinen Service zu werben: „Wenn Sie bereit sind, für eine Partneragentur zu bezahlen, bei der Sie ein lausiges Date bekommen, warum zahlen Sie nicht für das Date selbst?“ wird man auf der Webseite gefragt. Wenig später geht es ans Eingemachte für Männer (Zitat):
Sie haben die Chance, das tollste Girl zu bekommen, und Sie haben einen ganzen Abend, um der tollen Frau zu zeigen, wie großzügig Sie sind.
Wer das Wort „großzügig“ bis dahin noch falsch auslegte, der wird nun genauer informiert:
Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einen Raum – und in welche Richtung sie auch sehen, finden Sie dort erstaunlich attraktive, sexy Frauen, die ihre Preisschilder hochhalten.
Nun – kein Wunder, dass die Diskussion um Prostitution angesichts solcher Aussagen im vollem Gange ist. Sie geschieht in Foren, Blogs, und auch in der Presse.
Eine lustige Begebenheit am Rande: Die Bikini-Dame auf der Webseite weiß offenbar noch nicht genau, was das Date mit ihr wert ist – bei verschiedenen Aufrufen innerhalb von Sekunden änderte sich ihr Preis erheblich.
Mehr Informationen:
„Switched“ über Dating, Kapitalismus und Prostitution.
Gawker: Neue Dating-Seite – über den Unterschied zur Prostitution
Diskussion: Möglicherweise die zynischste Datingseite.
Via: Online Personal Watch
Informationen K u. K. Monarchie aus: „Frühere Verhältnisse“, Wien 2010
(Die Zitate sind Original-Zitate von der Webseite, sie sind im Original © 2011 by Whatsyourprice.com – ebenso die Webseitenausschnitte)