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Tacheles: keine Begriffe für die Partnersuche

Die deutsche Sprache verliert mehr und mehr ihr Begriffe für die Partnersuche. Schuld sind wie alle: Wir haben mal hier, mal dort ins Töpfchen der Begriffe gelangt, haben hier etwas falsch verstanden und dort bewusst etwas verfälscht, und am Ende stehen wir nun mit dem Scherbenhaufen unserer Begriffe da.

Letzte Woche konnte man es besonders deutlich merken: Wenn der US-Amerikaner „Dating“ sagt, dann meint er etwa anderes, als wenn wir uns „mit jemandem treffen“. Dabei ist „Dating“ ein gültiges englischsprachiges Wort – im Deutschen hingegen hat es überhaupt keine verbindliche Bedeutung.

Nur der Begriff „Blind Date“ hat eine Berechtigung

Die Verballhornung Online-Dating hört man überall, aber das Wort ist an sich Blödsinn: Man „dated“ nicht im Internet, sondern knüpft dort lediglich Kontakte – das Treffen aka „Date“ findet dann in der realen Welt statt. Da wir im Deutschen keinen Begriff für „Blind Date“ haben, passt dieser Begriff ausnahmsweise einmal wirklich in die Sprache, währen das „Date“ an sich nichts, als ein Treffen ist. Im Deutschen haben wir uns, wie es scheint, dessen früher einmal geschämt und uns ein französisches Wort ausgeborgt: das „Rendezvous“.

Von Textern in die Gosse getreten: Flirt

Beim „Flirt“ könnet man seitenlang Kritik an der Wortverwendung üben: Heute gilt den Autoren alles als „Flirt“, vom kurzen Augenflirt über das schwere „Anbaggern“ bis hin zum intensiven Gespräch beim Kennenlernen. Das Wort ist heute bereits komplett in die Gosse gekommen – möglicherweise mit voller Absicht einiger Texter, die jeden dummdreisten Anmachspruch für pubertierende Jünglinge als „Flirtspruch“ verkaufen. Kaum ein Lehnwort ist in den letzten Jahren im Internet so zu Schaden geritten worden wie der „Flirt“. Ich las gerade vor ein paar Tagen, dass der Flirt überall gleich sei: im Internet wie in der Realität, also beispielsweise während der Frühstückspause im Büro. Wer so etwas behauptet, muss der Realität inzwischen entweder zur einen oder zur anderen Seite weit entrückt sein.

Bedeutungsvoll angereicherte Begriffe

Die Liste der Begriffe, die bedeutungslos sind oder denen falsche Bedeutungen beigemessen werden, ließe sich nahezu beliebig fortsetzen. Nicht immer stammen die Begriffe aus dem Englischen, auch deutsche Neuschöpfungen sind irreführend. So legen einige Unternehmen Wert darauf, als Online-Partnervermittler bezeichnet zu werden, obwohl von vornherein klar ist, dass sie gar keine Partner vermitteln, sondern nur mit technischen Mitteln erzeugte Vorschläge an Abonnenten verbreiten. Dennoch muss auch ich den Begriff benutzen, um sie von anderen Dientsleistern abzugrenzen. Auch der sogenannte „wissenschaftliche Partnerübereinstimmungstest“ gehört in die Kategorie dieser Begriffe. Es handelt sich dabei lediglich um den Versuch, gewisse Eigenschaften des Einzelmenschen psychometrisch zu erfassen, damit sie für die Datenverarbeitung geeignet sind. Dann erst werden Kriterien angelegt, deren Wissenschaftlichkeit mehr als umstritten ist, um „übereinstimmende oder ergänzende Merkmale“ herauszufinden. Englisch sagt man dazu „Matchmaking“ , was wesentlich neutraler klingt: Ein Matchmaker versucht, den „passenden“ (=“matching“) Partner zu finden.

Ich behaupte gar nicht, die besseren Begriffe zu haben. Ich kann Ihnen nur dies sagen: Seien Sie vorsichtig, wenn auf Dating- oder Flirtseiten Begriffe benutzt werden, die verführerisch klingen. Machen Sie sich Ihr eigenes Bild von der Welt der Partnersuche, das hat sich am besten bewährt.

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