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Kann eine Gerichtspsychiaterin Liebe erklären?

Die Gerichtspsychiaterin Heidi Kastner glaubt es, allerdings aus der Erfahrung des Scheiterns vieler Beziehungen. Nachvollziehbar ist für mich die Frage, was es eigentlich bedeutet, sich „auseinandergelebt zu haben“, nicht nach vollziehbar hingegen, warum Trennungen eigentlich immer so „schrecklich“ sein müssen, ja, warum man sie als „Tatorte“ bezeichnet.

Und sollte es wirklich stimmen, dass der Verlust einer emotionalen Bindung das belastendste Ereignis im Leben eines Menschen sei? Es gehört doch geradezu zum Leben der Menschen, emotionale Bindungen zu beginnen und diese Bindungen wieder aufzuheben. „Emotional“, sagt ja nichts über die Tiefe einer Beziehung aus, sondern nur, das sie nicht auf rationalen Wurzeln beruht. Üblicherweise sind aber gerade Ehen Gebilde, die sowohl auf wirtschaftlichen Zusammenhalt wie auch auf verbindende Gefühle aufgebaut sind.

Nein, da stimmt etwas nicht in der Logik. Und auch, wenn ich jeden rate, eine Ehe so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, so empfinde ich Scheidungen dennoch als Entscheidungen, die Respekt verdienen.

Und dennoch hat Heidi Kastner recht, wenn sie schreibt, dass die Schuld an den zu hoch gegriffen Erwartungen an die Ehe das Bürgertum des 18, (und 19.) Jahrhunderts hatte. Allerdings muss man einschränkend sagen: Das war ein verlogenes Ideal, das dieses Bürgertum ganz bewusst „alternative Wahrheit“ verbreitete. Denn in der Realität hatten Frauen gar keine Chance, irgendetwas zu „wählen“. Das Idyll der bürgerlichen Ehe war das Ergebnis einer Selbsttäuschung: Praktisch brauchet man die Ehefrau nur, um Nachkommen zu zeugen – die Liebe, so erklärte man den Töchtern, würde sich schon mit den Jahren einstellen. Und die Romantik? Die bezog man aus Novellen und Novelletten, die von Kitschautoren massenhaft produziert wurden.

Auch ich glaube, dass die „romantische Liebe“ einer der größten Lügen ist, die über Liebe, Lust, Leidenschaft und Sex jemals verbreitet wurden. Das heißt nun aber nicht, dass ich „romantische Gefühle“ ganz und gar ablehne. Nur sollte man wirklich sagen, welche Gefühle man meint,, und keine süßlichen Falschinformationen über die Ehe verbreiten, die allesamt nicht haltbar sind.

Und um auf die Frage zurückzukommen, ob eine Psychiaterin oder Psychotherapeutin die Liebe erklären kann – das kann sie natürlich nicht. Niemand kann es.

Ein kleiner Teil dieser Informationen stammt aus der FAZ, genau genommen aus der „Frankfurter Allgemeine Woche“. Das Buch ist im Handel erhältlich: „Tatort Trennung: Ein Psychogramm“, ISBN-10: 3218010403.

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