Natur und Ökonomie bringen uns zusammen
Unser Leben wird von zwei Faktoren wesentlich beeinflusst: von der Natur und von der Ökonomie. Alles andere – vom Christentum über die romantische Liebe bis zur bürgerlichen Moral – sind Vorstellungen, die auf Überlieferungen beruhen. Mit manchen davon müssen wir uns auseinandersetzen, weil sie unsere Kultur nennenswert geprägt haben, während wir andere getrost vergessen können.
Die Natur und das, was sie uns mitgegeben hat, regelt unsere Lebensprozesse in jeder Zehntelsekunde automatisch. Das eingebaute Problemlösungszentrum gib Alarm, falls der Automatismus unterbrochen wird. Entscheidungen erden gefällt, bevor sie uns zu Bewusstsein kommen. Wir müssen uns nicht sorgen – wir können einfach leben, um Dale Carnegie einmal abzuwandeln.
Moral ist fest verankert – sie muss nicht aufgesetzt werden
Die Moral – egal, woher wir sie beziehen – ist ebenfalls eingebrannt. Sie sagt uns: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg‘ auch keinem anderen zu.“ Oder wesentlich komplizierter: Das Soziale ist in uns angelegt – wir sind soziale Lebewesen. Und das bedeutet: Wir kümmern uns nicht einseitig um unser eigenes Wohlergehen, Sondern behalten andere im Blick: Sie sollen nicht leiden, nicht dürsten und nicht hungern. Wir wissen aber auch: Wir können nicht einer beliebigen Anzahl von Menschen dienen. Unser „soziales Umfeld“ soll begrenzt sein, und dazu müssen wir denen gegenüber treu sein, die uns lieben. Keinem anderen zu schaden und den Getreuen ebenfalls treu zu sein – das reicht völlig.
Wenn wir nur „sozial“ wären, dann wären wir eine Horde geistig einseitiger Affen. Wir wollen aber über das Stadium des nackten Affen hinauskommen, und hier beginnt die Ökonomie zu wirken. Wenn wir etwas besser tun können, etwas einfacher gestalten können und den Gewinn für uns und unsere Getreuen maximieren können, dann ist das absolut in Ordnung und kein Frevel.
Ökonomie zählt
Die Ökonomie beherrscht den Teil des Lebens, der nicht von Trieben durchsetzt ist: Wir müssen unseren eigenen Wert erkennen, und ihn verinnerlichen. Wer das nicht tut, scheitert in der Partnersuche. Sicher – vielleicht geht die Schönste aller Frauen mit uns aus, und vielleicht hält der Prinz mit Porsche vor der Tür des grauen Mäuschens.
Aber die Chance, dass daraus mehr als ein Flirt, oder ein hübsch zelebrierter Sexakt ein nächtliches Stöhnen und Lustschreien wird, ist gering. Am Ende siegt die Ökonomie: Wenn ich sie/ihn behalte, was habe ich davon?
Eine Freundin beklagte sich einmal, ihre neue Bekanntschaft habe extra seinen Flug nach Melbourne umgebucht, um noch einmal eine Nacht mit ihr zu verbringen, und jetzt melde er sich nicht einmal mehr. Warum sollte er? Sie war eine Sensation im Bett, ohne Zweifel. Aber sie passte ökonomisch nicht in sein System.
Wer jetzt lautstark einwirft: „So sind sie, die Männer“, der verkennt die Realität selbstbewusster, viel beschäftigter Frauen. Sie trennen nach Partnern fürs Bett und möglichen Partnern für eine gemeinsame, auch ökonomisch wasserdichte Zukunft. Die Guten ins Beziehungstöpfchen, die übrigen ins Fast-Food-Kröpfchen, wie bei Aschenputtel, nur auf höchstem gesellschaftlichem Niveau.
Durchmischung weiterhin möglich
Das alles heißt nicht, dass immer auf „gleicher Ebene“ geheiratet werden muss. Ergänzungen bereichern das Leben. Der Geschäftsführer heiratet die Künstlerin, die Studienrätin den Kunstmaler. Es kommt nicht darauf an, ob frau/man hier und jetzt gleich ist: Es kommt drauf an, ob man sich durch die Ergänzung Gewinne verspricht. Und Gewinn misst sich (auch) ökonomisch) nicht unbedingt in Geld.
Es reicht wirklich, wenn der gemeinsame Blick in die Zukunft ungetrübt ist. Und natürlich, wenn man einander dauerhaft liebt. Aber das kann man zu Anfang einer Beziehung nicht wissen. Und weil das so ist, reden wir es uns gerne ein, unterstützt von Mutter Natur und ihrer Droge „Verliebtheit“.
Sehen Sie, und daher kommen die Irrtümer. Noch Fragen?